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2021-02-11

MANSUR - Karma

Das nächste logische Review nach den beiden neuesten Reissues von The Mount Fuji Doomjazz Corporation und The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble ist natürlich der Blick darauf, was einer der treibenden Köpfe dahinter, Jason Köhnen, heute so macht.

Mansur überzeugten ein paar Monate vor dieser Debüt-LP ja bereits mit der EP "Temple". Womit wir auch schon bei meinem persönlichen Dilemma mit dieser Rezension sind. Da die konzeptionelle Prämisse stabil bleibt, habe ich eigentlich gar keine andere Wahl, als vieles von dem, was ich letztes Jahr schon schrieb zu wiederholen.


MANSUR - Karma (clear vinyl LP) (2020)


Wie schon auf der EP besteht das Trio aus Sängerin Martina Horváth, Ex-Phurpa-Mitglied Dimitry El Demerdashi an der Oud (orientalische Kurzhalslaute) und Jason Köhnen an beinahe allem anderen, also Percussions, Flöten, Keyboards, Samples und wer weiß, was noch alles... Dazu gesellen sich in den zehn durchschnittlich etwa viereinhalb Minuten kurzen Stücken hier und da noch Gastmusiker an Kontrabass und Violine.

In Köhnens Diskographie verortet sich der Sound von Mansur am ehesten auf halber Strecke zwischen dem frühen Kilimanjaro Darkjazz Ensemble, welches auf "Here Be Dragons" ähnlich nahtlos Zeitlosigkeit und Moderne verband, und den noch stärkeren Arabismen und Mystizismen des direkten Vorgängerprojektes The Thing With Five Eyes.

Insgesamt setzt sich hier der Trend weg von westlichen (Doom)-Jazz- und Klassikeinflüssen, hin zur immer weiteren weltmusikalisch folkloristischen Öffnung fort. Horvárths und El Demerdashis Anteile treffen sich für mich dabei zwischen The Moon And The Nightspirit, Dead Can Dance und Saba Alizadeh. Und mit jedem Vergleich, der mir in den Sinn kommt, fühle ich mich hier ein bisschen wie ein Frevler, der versucht, das magische Moment dieser Musik fort zu analysieren. Zum Glück bin ich zu doof, um das zu schaffen.

Köhnen war ja schon auf mehreren Alben sehr erfolgreich darin, ein menschheits- und weltumspannendes Bild zu malen, und so ist auch Mansurs "Karma" eine Geistesreise um die Welt, bei der man immer glaubt, über mehreren Orten auf gegenüberliegenden Seiten des Globus gleichzeitig zu schweben.

Diese Musik ist fremd und entrückt und gleichzeitig zutiefst vertraut.
Und auch wenn "Karma" bis auf den Ausnahmetrack "Logos" klanglich vordergründig erst einmal wenig mit den dröhnenden Kehlkopfgesängen von Phurpa zu tun hat, so scheint mir hier doch die Gemeinsamkeit einer wilden prähistorischen Urkraft gegeben, eines alle Kulturen verbindenden, auch durch die elektronischen Elemente nicht wegmodernisierten, schamanistischen Elements, welches der Musik eine substanzielle Tiefe verleiht, welche direkt jenen Teil des vererbten Unterbewusstseins triggert, der nach der höheren Bedeutung des Seins fragt.

Die Frage bleibt natürlich wichtiger als die Existenz einer Antwort. Ob hier tatsächlich wissentlich Sinn verbreitet wird, oder ob einfach nur fantastische Schauwerte betörend zusammengefügt wurden, spielt angesichts des - zu den Maximalzielen, die Musik anstreben kann zählenden - Resultats letztendlich nämlich gar keine Rolle.

Denn ein Meisterstück haben Mansur hier in jedem Fall kreiert.

Auf transparentem Vinyl (auch in schwarz und auf CD erhältlich) präsentiert Denovali die Scheibe nicht sensationell, aber gewohnt - und angemessen - schick.

Gesamturteil: ein Traum!



Die Videos von Mansur bleiben auch mit dem Album sehr sehenswert:





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