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2021-02-07

THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION - Anthropomorphic / THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE - Here Be Dragons

Und hiermit geht Denovalis Vinyl-Wiederveröffentlichungsreihe der Alben von The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble und dessen improvisatorischeren Alias The Mount Fuji Doomjazz Corporation in die nächste Runde!




Wie immer gilt dabei, dass es sich um Doppelalben auf farbigem Vinyl handelt, an dem es optisch, haptisch, klanglich nichts zu Meckern gibt. Alle Alben sind ebenso auf CD erhältlich.






THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION - Anthropomorphic (Clear Yellow vinyl 2LP) (2011/2020)


"Anthropomorphic" sticht nur durch sein knallgelbes Cover aus der Diskographie der Doomjazz Corporation heraus, sondern unterscheidet sich auch in einem anderen Punkt von "Succubus", "Doomjazz Future Corpses", "Egor" und "Roadburn", die ja alle in einer Liveshow mitgeschnitten wurden.

Dieses Album wurde hingegen auf drei verschiedenen Konzerten in den Niederlanden, Polen und Russland von unterschiedlichen Bandbesetzungen aufgenommen - was man allerdings ohne Vorwissen gar nicht merken würde. Auch wenn die vier LP-Seiten als "Space", "Dimension", "Form" und "Function" betitelt sind, morphen die drei Teile zu einem großen einstündigen Stück zusammen, so wie es in der rein digitalen Bandcamp-Version ja auch präsentiert wird.

Der erste, bei weitem längste Teil, der bis tief in die zweite Seite hineinragt, wird nur von Hilary Jeffery an der effektgetränkten Posaune und Eelco Bosman an der selten konkret fassbaren, dröhnenden Gitarre bestritten.
Im zweiten Teil übernimmt Jason Köhnen das Gitarrenfundament, welches sich mit den Elektrogeräuschen Gideon Kiers' vermengt, über das Sarah Anderson an der Geige und Nina Hitz am Cello ihre Bilder malen.
Bis auf das Cello kommen im dritten Teil dann alle Instrumente zusammen und werden durch sparsame, aber umso effektivere Einsätze von Drums (Ron Goris) und mystischem Gesang (Charlotte Cegarra) komplettiert.

Melodien schälen sich nur selten heraus. Wer erwartet, dass dies irgendwann zu einem "richtigen" Song wird, der ist hier verkehrt. Nein, "Anthropomorphic" hat noch nicht einmal einen Schluss, sondern fadet auf dem Tonträger aus, kann im Kopf aber noch eine Ewigkeit weiterlaufen.
Alles hier ist Textur und Atmosphäre, bis zur Unendlichkeit verlangsamter Free Jazz. Und da dies auf meisterhaftem Niveau geschieht, muss es auch gar nicht mehr sein. Gerade die relativ reduzierte Besetzung der Corporation für drei Viertel der Albumspielzeit, übt hier einen besonderen Reiz auf mich aus.

Grafisch - und dann noch mit den gelb transparenten Schallplatten - ist das Ding natürlich auch ein Traum. Das ist ganz großes Design.








THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE - Here Be Dragons (Swamp Green vinyl 2LP) (2009/2020)

Was die Vinylfarbe angeht, ist die neue Pressung des zweiten Darkjazz Ensemble-Albums "Here Be Dragons" ganz klar subtiler, kann man ohne Gegenlicht doch glatt übersehen, dass es sich überhaupt um grün statt schwarz handelt.

Das passt auch zum musikalischen Inhalt, der wesentlich tiefer und facettenreicher ist, als ein das oberflächliche Anspielen eines beliebigen seiner neun Tracks vermitteln würde.

Was das Kilimanjaro Darkjazz Ensemble macht, ist schon stets nachvollziehbarer strukturiert als die Slow-Motion-Eskapaden der Doomjazz Corporation, wer also eher auf übersichtliche Songs, teilweise sogar mit samtweich gesäuselten Gesangsstrophen (Ich fühle mich oft ans Kaiti Kink Ensemble erinnert.) steht, der legt diese Alben sicher eher auf.

Und auf "Here Be Dragons" ist die Idee der Band wohl am dichtesten realisiert.
Unmengen cineastischer Bilder beschwörender Jazz, der einem durch das getragene Tempo sehr viel Zeit gibt, all seine sehnsuchtsvollen Streicher-, Posaunen-, Klaviereinsätze zu genießen.

Da die Rhythmen komplett von Elektroinstallateur Gideon Kiers gesampelt / programmiert sind, verschiebt sich allein hierdurch schon der stilistische Rahmen hier und dort weg vom tatsächlichen Jazz zu Dub, fast schon Trip-Hop und Post Rock, ehe im finalen "The MacGuffin" alles zerfasert und sich in Ambient und Noise auflöst.

Atmosphärisch bleiben Köhnen, Cegarra und Co. dabei allerdings immer sehr koherent und entlassen einen für keinen Moment aus der spannungsgeladenen Szenerie ihres imaginären Films.
Neben dem Corporation-Album "Succubus" scheint mir "There Be Dragons" so das am klarsten das Genre Doomjazz definierendste Werk des Ensembles zu sein.

Essentiell.






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