Nach den hervorragenden Vinyl-Neuausgaben von "I Foresee The Dark Ahead, If I Stay" und "Doomjazz Future Corpses" hat Denovali nun zwei weitere Alben aus dem Katalog des Kilimanjaro Darkjazz Ensemble und dessen Improvisations-Alter-Ego The Mount Fuji Doomjazz Corporation frisch auflegt.
Wie gewohnt kommen beide Doppelalben auf schwerem farbigen Vinyl, sind aber auch auf CD erhältlich. Das Layout beider Alben taugt als Musterbeispiel für effektives, auf wenige Kernelemente reduziertes Design, wobei auf dem Mount Fuji-Album die Stimmung der Musik meiner Meinung nach etwas besser eingefangen wurde.
Doch dazu später. Zunächst einmal lauschen wir dem Kilimanjaro Darkjazz Ensemble aus dem Treppenhaus:
THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE - From The Stairwell (clear red vinyl 2LP) (2011/2020)
Praktischerweise hatte die Band um Gideon Kiers (Elekronik, Beats, Effekte) und Jason Köhnen (Kontrabass, Klavier) das wichtigste Stichwort, um sie zu beschreiben, ja bereits im Bandnamen. Denn gerade die Rhythmussektion ist im Kern purer düsterer Jazz. Und das, obwohl hier nicht einmal ein echter Drummer zu hören ist.
Insgesamt vermittelt "From The Stairwell" eine intensive, aber je nach eigener Gemütslage erstaunlich ambivalente Stimmung. Dies mag widersprüchlich klingen, ist jedoch genau das, was das Kilimanjaro Darkjazz Ensemble ausmacht: Ein voller, aus verschiedensten Genres und Epochen zusammengewobener Klang, der einerseits eine bedacht perfektionierte Ästhetik ausstrahlt und es doch dem Rezipienten überlässt, das Bild bei jedem Hören neu zu vervollständigen.
Ein zutiefst atmosphärisches, zeitloses Meisterwerk.
Die Variante in transparentem Rot ist an offizieller Stelle bereits ausverkauft, auf silbernem Vinyl ist das Album aber noch zu haben.
THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION - Succubus (clear with black & white splatter vinyl 2LP) (2009/2020)
Mit einem simpleren Aufbau kamen überwiegend dieselben Musiker zwei Jahre vorher schon für die Session von "Succubus" zusammen. Kiers spielt diesmal echte Drums, Köhnen moderne Bassgitarre. Daneben gibt es noch Gitarre, Geige, Posaune und Gesang, allesamt ohne fertige Songs wie beim Darkjazz Ensemble, aber dafür mit viel viel Delay.
Ähnlich wie auf "Doomsday Future Corpses!" entfaltet sich hier eine einzige durchgehende Improvisation, die allerdings im Vergleich weniger in selbstvergessener Droneseligkeit schwebt, sondern aus der sich tatsächlich häufiger klare Songstrukturen schälen, die es der Band sogar wert waren, sie als dreizehn verschiedene Tracks mit Namen wie "The Sexy Midnight Torture Show", "Perverted Pleasure Party", "A Bad Trip" oder "Murder Against Mannequins" zu betiteln.
Tatsächlich passt die Pulp-Ästhetik dieser Namen genau wie des Covers sehr gut zur gebotenen Musik, in der sich gerade Posaune und Gitarre oft verführerisch geben, und die mit ihrer Mischung aus Zeitlupenjazz, Drone und einer Prise Postrock einen sehr film-noire-kompatiblen Dunst über das Kopfsteinpflaster bläst.
Dass man auf Schallplatte jäh ohne Fade unterbrochen wird, kennen wir schon vom Vorgängeralbum, aber es trübt den gesamten Hörgenuss trotz anfänglichen kleinen Schreckmoments eigentlich nicht. Dieses Zeug ist nämlich einfach zu gut, um sich so leicht verderben zu lassen.
Wenn man gefragt wird, was Doomjazz ist, dann empfehle ich neben den unausweichlichen Bohren & der Club of Gore unbedingt, auf genau dieses Album zu verweisen!
Quintessentiell.
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