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2022-02-06

Denovali Doomjazz Duet: THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE - Mutations / THE LOVECRAFT SEXTET - In Memoriam


Nice! Nachdem es wegen dem üblichen Stau im Presswerk doch wieder eine ganze Weile gedauert hat, geht Denovalis Vinyl-Wiederveröffentlichungsreihe der Doomjazz-Klassiker von Jason Köhnen und Gideon Kiers endlich weiter!

Wobei ich dieses Album vom Kilimanjaro Darkjazz Ensemble vorher so gar nicht auf dem Schirm hatte, wohl weil das ca. 35 Minuten kurze Werk als EP deklariert wurde.



THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE - Mutations (dark green vinyl LP) (2009/2022)

"Mutations" ist sicherlich auch sonst nicht das am auffälligsten schillerndste Werk des niederländischen Kollektivs. Es ist halt kompakt, keine Liveperformance... dadurch allerdings keinesfalls schlechter als der Rest des Katalogs. Der Sound des Kollektivs ist hier nämlich durchaus in all seinen Ausprägungen vertreten und macht die EP sozusagen zum Kilimanjaro Darkjazz Ensemble in a nutshell: Smoothe Jazzatmosphäre mit entrückenden Bläsern und melancholischem Cello, elektronisches Gezirpe und Samplesounds, ätherischer weiblicher Gesang, dazwischen aber auch etwas brummbasslastiger Godflesh-Metal. Alle Versatzstücke stellen sich hier vor. Und auch wenn manches davon auf anderen Veröffentlichungen noch besser funktioniert, passt das alles auch hier schon perfekt zusammen und entführt in das ureigene, einflussreiche Universum dieser Gruppe. 








THE LOVECRAFT SEXTET - In Memoriam (silver vinyl LP) (2021)

Zum Glück führt Jason Köhnen das Erbe des Darkjazz Ensembles auch heute noch in zahlreichen Ausprägungen fort. Auch wenn davon The Thing With Five Eyes leider schon wieder Geschichte ist, gab es z.B. bereits drei Veröffentlichungen des Trios Mansur.

Am enigmatischsten präsentiert er sich vielleicht hier auf "In Memoriam", dem Debüt von The Lovecraft Sextet, welches sich bis sich extrem sparsam mit Credits zeigt und im Netz trotz des Sextetts im Namen als Soloprojekt bezeichnet wird. Aber ob nicht doch Gastmusiker dabei sind, oder ob es sich z.B. beim Gesang komplett um Samples handelt... Ich würde mich nicht auf Biegen und Brechen festlegen wollen. Möglich ist hier durchaus beides.
Musikalisch ist "In Memoriam" vielleicht Köhnens größte Annäherung an Bohren und der Club of Gore. Insbesondere die Orgeln und Synthieklaviere verströmen hier eine ähnliche verrauchte Note. Wo einen die Qualmfahne bei Bohren allerdings meistens in eine Film Noir-Kaschemme führt, da kehrt man mit The Lovecraft Sextet eher in dunkle, verlassene Tempelanlagen ein. Opernhaft, gregorianisch, gleichzeitig erhebend und erdrückend in mystischer Schwere - selten zielte er mit seiner Musik noch präziser auf die schattige Seite unserer Seele.
Interessant ist dabei die Struktur des Albums, welches auf beiden Seiten im Grunde drei verschiedene Versionen eines Songs, "Funebre Macabre" auf der A-Seite, "De Mysteriis" auf B, in den Spielarten Vocalis, Musicorum und Ambientum präsentiert. Erstes ist dabei selbstredend die Variante mit Gesang, es folgt die doomjazzigste Ausprägung mit Betonung auf Jazz inklusive Saxophon, und es endet beide Male mit der am meisten auf die reine Atmosphäre reduzierte Pianoversion der Stücke.
Das mag in der Theorie vielleicht ein bisschen konstruiert und verkopft daherkommen, ist im Resultat aber schlicht großartig und wirkt keineswegs repetitiv, sondern löst sich in eine kurzweilige, elegant ineinanderfließende Suite auf.

Genau wie "Mutations" habe ich das Album ja nun schon seit Monaten als Download, tauche allerdings erst jetzt mit Ankunft der Platten tiefer hinein. Dabei hätte ich mir zumindest den digitalen Bonustrack ja schon längst einmal anhören können.
[Eine halbe Stunde später:] Es handelt sich um eine mit der Musik des Albums verwobene Kurzgeschichte in sechs Kapiteln. Genre: viktorianischer, von H.P. Lovecraft inspirierter Gothic-Horror. Wer hätte das gedacht? Könnte aber natürlich nicht besser harmonieren. Und so unterstreicht das Audiobook natürlich noch einmal die rundum gelungene Qualität von "In Memoriam".





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