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2024-01-13

SCHNEIDER KRANEFELD / SCHNEIDER N / SCHNEIDER RANTILLA

Im Review des fantastischen Glimmen-Albums erwähnte ich neulich ja bereits, dass der Herr Schneider aus Hückelhoven in der zweiten Hälfte 2023 noch einige Alben mehr veröffentlicht hat. Fünf davon gehören zur einfach mit den Nachnamen des jeweiligen Duos betitelten Serie von Kollaborationen. Und immerhin drei von eben jenen möchte ich hier heute vorstellen:







SCHNEIDER N - Schneider N (2LP) (2023)

Kürzester Name, dickster Brocken. N spielt auf dieser Doppel-LP Gitarre, Pedale und Verstärker. Und dass die letzten beiden ausdrücklich betont werden, ist wichtig, denn was die meisten von uns unter Gitarre spielen verstehen, findet auf den sechs Longtracks von "Schneider N" nur selten statt. Meistens klingt nur ein Ton, dynamisch an- und abschwellend, durch verschiedene Phasen von Verzerrung und anderen Effekten laufend.
Ein Windhauch, der im Kamin säuselt, der zu einem fauchenden Sturm wächst und schließlich dröhnend das gesamte Gebäude zum Beben und Einstürzen bringt. Ein Knistern der Flammen in den Ruinen. Ein Pfeifen, Jaulen, Schnarren, Krachen. Eine sich stets fließend wandelnde Klangtextur.
Tatsächlich wechselt N erst nach über vierzig Minuten von dieser mit thisquitearmy oder Justin Broadrick als Final verwandten Form, zu einem konkrete Anschläge einschließenden Stil, der eher nach einer experimentellen Free Noise-Variante von Dylan Carlson klingt. 

Jörg Schneider bleibt hingegen über die gesamten beinahe achtzig Minuten dieses Krachkolosses seinem hyperaktiv explorativen Spiel im Stile eines überlangen Jazz Fusion-Drumsolos treu. Egal wie zeitlupenhaft sich also mitunter sein Gegenüber bewegt - auf diesem Album, ist von Anfang bis Ende nimmermüder Hochbetrieb angesagt.

Während des Openers "Geteerte Teufelin" mag einem die bevorstehende Gesamtspielzeit für das mit minimalistischem Konzept improvisierte Werk noch ziemlich stolz, um nicht zu sagen frech vorkommen, Aber tatsächlich schwächelt dieses sehr schneidertypische Ambient Drone Free Jazz-Album in keiner Phase.

Und dies ist nicht einmal das komplette Ergebnis der Sessions der zwei Musiker im Januar 2023. Demnächst wird auch noch das von N zusammengestellte Schwesteralbum "N Schneider" veröffentlicht.








SCHNEIDER RANTILLA - Schneider Rantilla (CD) (2023)

Während die grundsätzliche Ausrichtung - nennen wir sie mal Gitarren-Drone mit Adrenalinüberschussdrumming - durchaus eng mit dem Album von Schneider N verwandt scheint, ist auf dem getrennt voneinander aufgenommenen Fünfzig-Minuten-Duett von Jörg Schneider mit Barley Rantilla schnell klar, dass hier überwiegend ein noch rauherer, näher an Noise Rock und Drone Metal lärmender Ausdruck vorherrscht.

Insbesondere im Zwanzigminüter "Blacklight Solutions" kommen auch mal leichter verspieltere Gitarrentöne zum Zuge, insgesamt sind es aber vor allem vollmundige Rifffragmente und Feedbacks, welche neben dem zum im Vergleich zur N-Kollaboration noch härteren und kantigeren Drumming den Höreindruck bestimmen.

Die größte Überraschung auf "Schneider Rantilla" ist wohl der finale vierte Track "Rock Bottom", in dem sich nach dem üblichen (im besten Sinne) chaotischen Gerumpel bald ein tatsächlich nachvollziehbar groovendes Stoner Rock-Riff herausschält.
Ich finde ja, dass Schneiders Performance ohnehin schon immer etwas sehr katharisisches an sich hat, doch im Gesamteindruck dieses Albums ist tatsächlich das unerwartete Umschalten in den Heavy Rock-Modus die zentrale befreiende Wendung, welche als dramaturgisches Highlight am meisten hängenbleibt.     

Zur Abwechslung in der Sammlung und Erleichterung des Geldbeutels ist "Schneider Rantilla" nicht auf Vinyl, sondern nur als CD-Digipack erschienen.








SCHNEIDER KRANEFELD - Schneider Kranefeld (LP) (2023)

Zum Abschluss wird das Format wieder größer, die Spielzeit allerdings mit fünfunddreißig Minuten deutlich kürzer. Das passt aber auch, denn dadurch dass Schneiders Irrwitz von seinem Partner in Craziness Thomas Kranefeld hier voll mitgegangen wird, entsteht natürlich insgesamt eine wesentlich hektischere Gangart. Songtitel wie "Johnny Forgot How To Play The Guitar", "The Good, The Bad And The Wobbly", "The Drunken Searchers" oder "Psycho Ringo" stimmen durchaus treffend darauf ein, welcher Sound hier zu erwarten ist.

Heißt: Wer der wilderen Heavy Jazz-Seite von John Zorn und Bill Frisell zugetan ist, der wird hier beinahe auf Knopfdruck Zugang finden, während der mit weniger Improvisationskrach sozialisierte Hörer vielleicht statt Musik nur zwei komplett unabhängig voneinander auf schnellen Zufallsmodus gestellte Instrumente wahrnimmt. Was übersetzt natürlich bedeutet: Bedenklich bekloppter, aber richtig geiler Scheiß!

Auch "Schneider Kranefeld" hat noch ein Schwesteralbum. Stilistisch sozusagen die Westernvariante des hier zelebrierten Free Jazz-Krawalls firmiert es unter dem eigenen Projektnamen The Nude Spur. , Jenes Album habe ich neulich schon gründlich auf Veil of Sound ausgezogen





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