Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2023-12-30

GLIMMEN - DOS

Musikalisch ist es vielleicht nicht der logischste nächste Schritt nach Sulphur Aeon. Doch wenn wir schon bei bemerkenswert verpackten Scheiben sind, dann komme ich am neuen Album von Glimmen einfach nicht vorbei. Ist es das handwerklich perfekteste und praktischste Cover? Die annähernde Funktionslosigekit des Gatefolds (keine Hülle im eigenlichen Sinne), sowie deutlich sichtbare Knitterkanten und Verklebungen sagen . Durch die stark reflektierende Außenschicht ist es noch dazu sehr schwierig vernünftig zu fotografieren.

Das zählt in diesem Fall allerdings auch gar nicht, sondern ist nur Teil des Charmes, handelt es sich doch bei jedem Exemplar um ein Unikat, eine vierseitige Collage aus original Zeitschriften, Werbekatalogen und Büchern aus dem amerikanischen normanrockwellschem Zeitalter. Dazu jeweils eine historische Flugzeug-Postkarte, auf welche die Credits geklebt wurden.

Ganz klar bestes Cover des Jahres! Oder kann man zu dieser süßen Miezekatze etwa nein sagen?


GLIMMEN - DOS (LP with individual collage artwork) (2023)

Ok, ich muss zugeben, dass es sich hier um das Backcover handelt. Ich bin aber insgesamt sehr zufrieden mit der Kopie, die ich erwischt habe. Insgesamt gibt es von dem Ding nur hundert Stück. Von diesen wiederum bekommt man - sofern noch erhältlich - 25 Stück nur in Wisconsin, 25 weitere im Rest Nordamerikas und den Rest über Drummer Jörg Schneider aus Deutschland.

Wer auf individuell überraschende Vinylkunst steht, der sollte also nun schon einmal mit dem Einkaufsklickfinger zucken! Für alle anderen sage ich natürlich auch gerne ein paar Worte zur auch rein digital erhältlichen Musik:

Glimmen ist ein gemeinsames Projekt von Schneider mit Jason Wietlispach und einer Reihe von weiteren amerikanischen Gastmusikern. Im Vorjahr erschien ihr selbstiteltes Debut auf CD mit einem - bei weitem nicht so aufwendigen, jedoch ebenfalls schönen - handgemachten Cover. Ja, ich finde so etwas einfach immer toll.

Musikalisch bewegt man sich hier im von Schneider an sich häufig bespielten Feld zwischen Ambient, Drone und experimentell frei jazzender Improvisation.
Das nimmermüde hyperaktive Drumming ist somit schon leicht als Markenzeichen erkennbar. Dadurch dass aber auch stets eine nicht komplett spezifizierte Vielzahl an Instrumenten aktiv ist, erweitert sich das Klangspektrum z.B. im Vergleich zu den meisten Duo-Kollaboartionen des Schlagzeugers erheblich. Auch dass die sechs Stücke im Vergleich zu den drei Tracks des Vorgängeralbums kürzer geworden sind hilft dabei, einen noch größeren Abwechslumsreichtum zu etablieren.

Gitarren, Vibraphon, Saxophon, Kontrabass, zusätzliche Perkussion und elektronische Klänge mischen sich auf "DOS" zu einer lebensgefährlich riskanten Abfahrt durch atmosphärisch dichten Nebel. Irgendwie schafft es dieses Album wie eine rasend anwachsende Lawine zu rollen und einen doch im entspannt entrückten Superheldenmodus darüber schweben zu lassen. Ganz faszinierendes Zeug, das ich auch ohne Einschränkungen Einsteigern in die Welt des Free Jazz empfehlen würde. Kontemporäre Experimentalgewursteloberklasse mit unbedingter Kopfhörerempfehlung!

Und wo wir schon beim Klang sind: Nicht nur die optischen Schauwerte und die Musik an sich stimmen hier, sondern auch die Pressung ist tadellos.

Ich könnte jetzt wie bei der Hälfte der dieser Tage noch rausgehauenen Rezensionen wieder das Hätte-auch-in-die-AOTY-Liste-gehört-Gejammer anfangen, aber ehrlich gesagt habe ich meine noch reichlich mehr Veröffentlichungen einschließende Post aus Hückelhoven gleich unberücksichtigt außen vorgelassen, weil man irgendwann einfach eine Deadline ziehen müssen, nach der die Vorauswahl nicht mehr erweitert werden kann.

Als beinahe-katastrophale Anekdote sei noch erwähnt, dass mein Postzusteller das Paket mit diesem glimmenden Schatz in die Empfangskistee gepackt hat, obwohl in diese reich getauter Schnee geraten war. Eine Hälfte des Kartons war also komplett durchnässt - und zum Glück war es die richtige, auf der eine Künststoffhülle die LP erfolgreich vor der Pitschnässe geschützt hat. Die andere Seite - auf der sich mehrere CDs befanden - nach unten gepackt und diese wären alle hundertprozentig in Mitleidenschaft gezogen worden! Puh... Großes Aufatmen.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen