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2024-03-24

SLIFT und SERVO live im Gruenspan, Hamburg (22. März 2024)

Spätestens seit meiner ersten Motorpsycho-Show im Jahr 2015 weiß ich: Das Gruenspan ist einfach ein verdammt lautes Gemäuer. Und so hörte sich für mich auch nach dem Slift-Konzert am Samstag mal wieder meine eigene Stimme leise und verzerrt an.

Jungejunge, fragt da der weniger livemusikaffine Normalmensch, war es das wirklich wert?

Yupp, auf jeden Fall!




SERVO
Ich muss zugeben, dass ich im Vorfeld etwas enttäuscht war, nicht jenen Abschnitt der Tour zu erwischen, auf dem die überragenden Kanaan oder die mir bereits von drei Alben bekannten, aber noch nicht leibhaftig erlebten Karkara den Support machten. Stattdessen war mit Servo eine ebenfalls der wilderen Psychedelik verschriebene, weitere Gruppe französischer Landsmänner dabei.

Die zentralen Merkmale, welche Servo von den anderen genannten Bands unterscheidet, wurden auch sehr schnell klar: So wurden beinahe alle im Schnitt vielleicht vierminütigen Stücke von energischen Robotik-Beats angetrieben und erfuhren sowohl durch Gitarrenriffs als auch durch die sonore, beinahe synonym für die Achtiger Jahre stehende Gesangslage einen enormen Post Punk-Einschlag.

Ich fühlte mich sowohl an (die allerdings noch live gesehenen) A/lpaca und - insbesondere wenn die Saiteninstrumente sich mehr um trippige Geräscherzeugung als Riffs oder Melodien kümmerten - die frühen Radar Men From the Moon erinnert. Sehr cooles Zeug, präsentiert mit einer einfachen, aber sehr effekticven Lightshow, die einen insbesondere mit ihrer illuminierten Stroboskop-Bassdrum schon auf das visuelle Dauerfeuer beim Headliner vorbereitete.

Das Ende letzten Jahres erschienene Album "Monsters", das ich mir nachher vom Merchstand aberntete, fetzt auch richtig und bestätigte den überzeugenden Eindruck des Trios auch im Nachinein.









SLIFT
Wem Servo schon zu viel auf die Ohren und Augen gegangen war, der hatte nun wohl nichts mehr zu lachen. Allerdings gehe ich mal optimistisch davon aus, dass tatsächlich alle Anwesenden auch für ein Maximenü absolut auf die Spitze getriebener Heavy Psych-Raserei gekommen waren. Und jenes wurde - unterstützt durch absolut epileptischen Lightshow- und Videoscreen-Overkill - zweifellos serviert.

Die Gruppe weiß, dass die Welle, auf der sie reitet, von dem Mix aus hawkwindschem Spacerock, Punkspirit, exzessiven Powertrio-Freakout und over the top fuzzdröhnendem Stoner Doom und Post Metal ausgelöst wurde, wie sie ihn auf ihrem 2020er Jetzt-schon-Klassiker-Album "Ummon" etabliert haben.
So war es - auch wenn sowohl die "Spache Is The Key"-EP als auch das Debütalbum "La Planète Inexplorée" durchaus großartiges Material erhalten -, durchaus verständlich, dass das Set beinahe Hälfte/Hälfte aus den monströsen Oberkrachern von "Ummon" und dem noch düstereren neuen Werk "Ilion" bestand.

Und so groß ist die Hitdichte dieser beiden Werke, dass man einige Stücke schon vermisste. Aber was soll man machen, auf dem Energielevel kann man ja nicht jeden Abend zweieinhalb Stunden auf der Bühne bleiben. In dem Sinne gab es nach neun Epen, von denen Songunkundige wahrscheinlich oft gar nicht sagen konnten wann sie endeten und begannen, auch trotz restloser Begeisterung nur verhaltene Zugaberufe. Slift hatten ihr Statement einfach abgegeben und es war klar, dass man nicht noch mehr verlangen konnte. (Mal ganz davon abgesehen, dass Konzerte im reeperbahnnahen Club eh nie bis in den Morgen gehen.)

Klar, insbesondere "Citadel On A Satellite" hätte ich natürlich gerne noch gehört. Ernsthaft gesehen war ich aber mehr als zufrieden. Aus Clashgründen hatte ich ihre erste Show auf dem Roadburn Festival 2022 ja vor "Lions, Tigers and Bears" verlassen müssen. Und das Ding konnte ich hier eindrucksvoll nachholen. Ansonsten ist es eigentlich unmöglich zwischen dem bereits ikonischen "Ummon", "Nimh", "Hyperion" oder der Singularität "Weaver's Weft" alle Höhepunkte aufzuzählen. Ein kosmisch chaotisches Inferno!

Natürlich kann und wird noch sehr sehr viel passieren, doch für den Moment haben sich Slift für mich ganz klar das Doppel aus Album des Jahres und Clubkonzert des Jahres gesichert. Chapeau!








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