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2024-03-10

OUM SHATT und KARA DELIK live im Molotow, Hamburg (08. März 2024)


Mein Terminkalender sagt mir, ich habe bis Anfang April einmal pro Woche nach Hamburg zum Konzert zu fahren. Den Anfang dieser Serie markierte am Freitag das Doppel aus den mir erst jüngst mit ihrer "Singularities"-Singlereihe begegneten Kara Delik und den von mir tatsächlich nur durch ein, zwei Videos recherchierten Headlinern Oum Shatt.

Zum Glück war meine Ahnunglosigkeit aber nicht ansteckend, denn das leider zur Schließung wegen Bullshitimmobilienneubau in diesem Jahr verdammte Molotow war komplett ausverkauft. Und zum noch größeren Glück kam ich nach ein paar bangen Minuten hin und her auch tatsächlich rein, obwohl mein auf der Gästeliste stehender Name nicht auf physisch anwesenden Gästeliste stand. Das ist bei der Stunde Anfahrt, die ich habe, dann schon ein wenig stressig.

Darüber habe ich dann auch die örtliche Einweisung am Einlass verpasst und schnell gemerkt, dass mein letztes Konzert hier schon eine Weile her sein musste (Esben And The Witch und Nadja; immerhin Anfang 2019), da ich mich doch glatt halbwegs auf dem Weg vom WC zum Saal verlief. Spinal Tap aus Publikumssicht sozusagen. Dabei ist der Laden ja nun wirklich nicht riesig. Tatsächlich war die Bude so voll, dass der Merchstand in die Kälte des Innenhofs verbannt wurde. Brrr.






KARA DELIK

Musikalisch ging es an diesem Abend allerdings heiß her. Das sich sehr basisdemokratisch mit gleichem Gewicht der drei Musiker/Sänger präsentierende internationale Trio Kara Delik lieferte genau, was ich mir erhofft hatte, und das war neben der Qualität ihrer schwer definierbaren Mischung aus psychedelischem Rock, Post Punk, Dub und jeder Menge Anatolika (falls dies überhaupt ein Wort ist) vor allem eine Riesenladung Spaß.

Die präzise polyrhythmisch in the pocket groovende Drummerin und exzentrischste Sängerin der Runde Eilis Frawley war für sich schon eine Show, und auch Elektrolautenspieler Barış Öner brachte seine Mitmusiker mit gelegentlichen stimmlichen Rockstaranfällen zum Grinsen, während Andi Sommer an Bass und Elektro/Effektgedöns die Kiste wahlweise zusammenhielt oder spannend dekorierte.

Es war ein verrücktes und doch zugängliches Orientrockfest einer sympathischen - wenn auch nach drei Wochen Tour etwas "langsamen" und kommunikationswackligen Gruppe, deren letztjährige Single-Quadrologie ich dann auch gerne später draußen aberntete.











OUM SHATT

Das Quartett Oum Shatt hat im Vergleich sicherlich einen von Song zu Song koherenteren Stil mit unzweifelhaft auch kommerziell größerer Strahlkraft. Und wenn ich anfange, die Band zu beschreiben, klingt es zunächst so, als läge sie weit außerhalb meiner Komfortzone: Alternative Rock, der in seiner Evolution jenseits der Wurzeln im Post Punk bei einem an Gruppen wie Franz Ferdinand erinnernden Sound angekommen ist und gelegentlich sogar die Grenze zum Allgemeinplatz Pop überschreitet. Nein, mit der Beschreibung allein köntest Du mich vermutlich nicht locken.

Allerdings - und das ist ein gewaltiges allerdings - ist das Ganze bis Kinnladenhöhe in Arabismen getränkt. Großartiges, komplexes und doch nachvollziehbares Drumming mit vielen nahöstlichen Sounds und Ideen und zwar kein traditionelles Saiteninstrument wie bei Kara Delik, aber zwei Gitarren, die dennoch oft klingen wie ein in morgenländischen Stakkatos frage-antwortendes Lautenduo. Dazu der Bass wechselweise auf Saiten oder Tasten und entspannt sonor in den Achtzigern hängengebliebener Gesang. Interessanter Moment in der Zugabe, als ich mir eine Leadgitarre statt clean und twangy in verzerrt vorstellte und eine astreine Blackmetal-Tauglichkeit feststellte.

Ich will nicht sagen, dass Oum Shatt so tight klangen, dass es burnte, aber ich sage trotzdem einfach: Oum Shatt waren so tight, dass es burnte. Diese Gruppe hat ihre Formel perfektoniert und weiß sie beeindruckend auf die Bühne zu bringen. Saygım!








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