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2024-10-28

LAZY BONES FESTIVAL in der Markthalle, Hamburg • 26. Oktober 2024 • mit DAEVAR, FU MANCHU, MESSA, RUFF MAJIK, TEMPLE FANG, TRUCKFIGHTERS und VALLEY OF THE SUN

Sieben Bands auf einer Bühne in der Markthalle? Fünf neulich beim Deaf Forever Birthday Bash waren ja schon eine Hausnummer... Klar, dass es am Samstag beim Lazy Bones Festival ziemlich früh, um Punkt fünfzehn Uhr losging. Da war selbst ich Streber ausnahmsweise erst im ausverkauften Saal, als die erste Gruppe schon zwanzig Minuten auf der Bühne stand....




Was ich noch von Ruff Majik mitbekam, war aber schon eine fette Einstimmung auf den Rest des Festivals. Der garagenrohe Stoner Rock der Südafrikaer konzentrierte sich - zumindest in der Hälfte, die ich mitbekam - sehr auf die macht weniger Riffs, die bis zum Exzess durcheskaliert wurden. Wild und gut!








Ein fettes Riff einen kompletten Song lang konsequent durchzuziehen, diese Kunst beherrscht das kölner Trio Daevar ebenfalls. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als Doom Grunge, worauf ich nicht gekommen wäre, einfach weil ich damals in den frühen Neunzigern einfach so gar nichts mit dem Genre am Hut hatte. Es ist aber absolut einleuchtend.

Die Kombination von schwer dröhnendem unteren Midtempo mit dem darüber ätherisch auf Valium schwebenden Gesang der Bassistin erinnerte mich dann folgerichtig auch an in stilistisch ähnlicher Weise gefrontete Gruppen wie Mammoth Weed Wizard Bastard oder King Woman.

"Woman Life Freedom" stand auf der Rückseite der Bassgitarre. "Doom" ergänze ich gerne. Überzeugender Auftritt!









Von den Amis Valley Of The Sun hatte ich nach meiner vorigen Begegnung mit ihnen auf dem letztjährigen Esbjerg Fuzztival weniger erwartet. Was mir in Dänemark noch zu sehr von sleaziger Rock'n'Roll-Attitüde und schlechten Witzen beherrscht war, präsentierte sich in der Markthalle nun komplett anders, beginnend damit, dass die Band sich für ihr offenbar mehr auf dicke Desert Rock-Riffs und grummelnden Bass gebügeltes aktuelles Album zum Trio verschlankt hat.

Vor Ort dachte ich tatsächlich schon, dass ich sie in meiner Erinnerung vielleicht mit einer anderen Gruppe durcheinander gewürfelt hatte, so viel besser fand ich sie hier. Dies war zwar immer noch nicht die Musik, die ich zwingend zu Hause haben muss, aber die Show war tadellos und wusste vor allem auch gesanglich zu beeindrucken.









Nun kommen wir allerdings zu meinen persönlichen Hauptattraktionen. Die beiden folgenden Bands waren für mich ausschlaggebend gewesen, mir überhaupt das Ticket zu besorgen.

Viermal habe ich die epochalen Mammutsongrocker Temple Fang in der Vergangenheit bereits gesehen, stets auf heimischem niederländischen Boden, zuletzt 2022 sogar auf ihrem eigenen Right On Mountain Festival in Nijmegen. Jedes Mal war es ein mit den Soundmöglichkeiten von heute aus den Boxen powernder, psychedelisch proggender, bluesender, einfach endlos rockender Trip in die Glückseligkeit.

Ihr Besuch in Hamburg stellte keine Ausnahme dar und brachte den zu drei Vierteln auf Linkshänderinstrumenten zaubernden statistischen Exoten sicherlich eine Menge neuer Fans ein. Und als absolute Garantie, auch bei den Wiederholungszuschauern im Publikum keine Langeweile aufkommen zu lassen, wurden exklusiv brandneue Stücke vom nächsten Album gespielt.

Jenes nehmen Temple Fang gerade auf, und es soll nun wirklich einmal kein Live-, sondern ein Studioalbum werden. Na, wenn ihnen da mal nicht wieder eine zu gute Liveaufnahme dazwischenfunkt wie beim letzten Versuch...









Wer die Italiener Messa schon einmal erlebt hat, dem muss ich nicht erklären, warum ich sie knapp anderthalb Jahre, nachdem sie mich zuletzt in Kopenhagen restlos überzeugt hatten, nun unbedingt wiedersehen musste.

Ihr mühelos ohne klare Trennlinie zwischen mächtigem Doom, Blues, Hardrock, Drone, weiteren Metalspielarten, mediterranen wie nahöstlichen folkloristischen Einflüssen und sogar Ambient und Jazz pendelnder Sound, der letztendlich immer nur als Vehikel für großartige Songs dient, präsentierte sich auch hier wieder in Perfektion, magisch veredelt durch die unverschämt charismatische Gänsehautstimme von Sängerin Sara.

Was kann man an dieser Band nicht lieben? Großartig!









Nachdem meine persönlichen Headliner nun also durch waren, folgten immer noch zwei Gruppen, die beide an sich weniger meinen musikalischen Vorlieben entsprachen, als Ausgleich aber die klar erfahrensten Live-Biester des Abends waren.

Bei den Schweden Truckfighters war schon der Madman an der Gitarre eine Show für sich, und auch wenn es einige nötige Entspannungspassagen gab, war das Trio komplett auf Abriss eingestellt. Eine erstklassige Fuzzrock-Extase.









Meine innere Uhr war selbst vor der Winterzeitumstellung schon drei bis vier Stunden weiter, als der Festivalheadliner von der Menge frenetisch empfangen wurde. Ja, Fu Manchu gehören zu jenen über dreißig Jahre alten legendären Gruppen, die an mir bisher abgesehen vom Namen beinahe komplett vorbeigegangen sind. Die stilistische Verortung zwischen Stoner Rock, Hardcore und Metal allerdings bestätigte sich im Grunde in genau der Weise, die ich mir vorgestellt hatte. Und das war gut so!

Klar, von allen Shows des Abends war dies zweifellos jene, die mit Backkatalogkenntnis am meisten aufgewertet worden wäre. Trotzdem war das auch so ein mehr als respektables Brett von einer Truppe, die nach wie vor alles gibt. Von mir konnte man dies allerdings an diesem Abend nicht sagen. Nach zwei Dritteln des Auftritts war ich zufrieden gesättigt und machte mich auf den Rückweg, ausnahmsweise sogar mal unter Einbeziehung der S-Bahn zum Park+Ride, weil Parken in dieser Gegend einfach besch... ist.

Fazit: Zwar spielten meine erwarteten Favoriten unterm Strich immer noch meine Lieblingsshows, doch auch das restliche Paket hatte es in sich. Super Nachmittag / Abend, und ein Livealbum von Temple Fang, welches mir noch fehlte, habe ich auch gleich eingesackt. So eine Kassette bekommt man ja zum Glück auch leicht mit, wenn man sein Merch-Einkaufstäschchen  vergessen hat.