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2021-05-16

VAN DIEMEN - Van Diemen

Wenn ständig Plattendreher, CD-Player und Tapedeck locken, können rein digitale Promos rezensionsmäßig schon mal ein wenig ins Hintertreffen geraten. Aber da ich mit Lustmord & Karin Park und Zement ja gerade schon einen kleinen Lauf begonnen habe, machen wir das Triple aller guten Dinge doch voll und widmen uns endlich dem digital wie auf CD erhältlichen, selbstbetitelten Debüt von Van Diemen!


VAN DIEMEN - Van Diemen (2021)

Ich finde es ja grundsätzlich immer spannend, wenn man Musik zwar einerseits ganz klar kategorisieren kann, sie aber gleichzeitig doch etwas eigenständiges, ganz anderes ist.

In der Promosprache von Van Diemen klingt das allerdings zunächst gar nicht so besonders aufregend, wenn man statt Metal halt "Tasmanian Metal" spielt. Kurzzeitig mag es vielleicht Verwirrung stiften, da die Band Kiel als Heimathafen hat, und Tasmanien bekanntlich kein Eiland in der Kieler Förde ist. Diese Konfusion löst sich jedoch auf, sobald man weiß, dass Patrick Pablo, dessen Gehirnkind Van Diemen ist, als australischer Exilant an der Ostsee lebt. Allerdings bleibt dies nicht der profane einzige Bezug zur Insel der Beutelwölfe. Tatsächlich drehen Artwork und Texte sich um tasmanische Mythen und Geschichte.

Womit wir auch schon bei einem Teil dessen ankommen, was die sechs durchschnittlich achteinhalbminüten Stücke auf "Van Diemen" sind, nämlich ganz dick aufgetragener Lass-mich-dir-eine-Geschichte-von-früher-erzählen-Metal. Nicht die bequemste Ausgangslage, da dieses Metal-Meta-Genre gerne die Brücke zum Cringe überschreitet. Es muss also schon sehr gut gemacht sein, um mich abzuholen.

Die erste Hürde dazu, nämlich den Erzähler, nimmt Van Diemen ganz locker, mit konsequent - egal ob es um grausame Könige oder um Betrachtungen über das Schwimmtalent von Kaninchen geht - aus voller Kehle krümelmonsterndem Gurgelgröhlgesang aus dem neumünsteraner Hause Majak, welches mir hier sogar besser gefällt als in der eigenen Band. Dieses direkt in die Fresse gerichtete Erbrüllzählen macht einfach Laune und ist im besten Sinne 100% Metal.

Womit ich jetzt wieder beim Anfang bin, denn auch die Musik von Van Diemen ist 100% Metal - obwohl sie dabei durchaus offen für andere Einflüsse bleibt. Schon die ersten Minuten mit ihrem entspannten Fusion-Touch machen dies klar.
Und hier wird auch sehr schnell deutlich, welche Gitarristen - und die Gitarre spielt bei Van Diemen ganz klar die erste Geige - es sind, die man insbesondere in cleanen Parts, in Soli und Leadharmonien als Referenz heranziehen muss. Ich rate hier mal ganz mutig, dass dieses Album ohne massives Worshipping von Chuck Schuldiner (Death) und Paul Masvidal (Cynic) nur auf die halbe Länge käme.

Dabei ist trotz durchaus proggiger (bzw. "technical death metal", wie man Anfang der 90er noch lieber sagte) Ausflüge der Rahmen insgesamt oft schon näher an episch stampfenden Power Metal (US, nicht das Wacken-Hauptbühnenzeugs) oder mit klassischen Heavy-Metal-Harmonien angereichertem Midtempo-Death-Metal der Marke frühe Amorphis.

Einzelne Licks und Riffs ließen sich auch in ganz andere z.B. post-rockende Zusammenhänge übertragen, doch wie ich schon sagte, so wie es hier zusammenfindet, bleibt "Van Diemen" immer komplett in Versalien gebrüllter METAL. Und das kreativ und aus Liebe zum Genre heraus, ohne affektiert verkrampften Traditionspflege-Ballast.

Und "Run Rabbit Run" hat - an der Stelle muss ich schon mal schmunzeln - sogar more cowbell.

Was will man mehr? Van Diemens Debüt weiß ganz genau, was es sein will und trifft den Nagel auf den Kopf.

Prädikat: macht Bock.








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