Dieses Hobby nimmt manchmal schon bekloppte Formen an. Ich komme zwar im Moment gar nicht hinterher, mir alles, was ich mir irgendwann an Ohrenfutter bestellt habe, nach Feierabend reinzupfeifen, und trotzdem musste ich an diesem ersten Freitag des Monats schon wieder pervers zu vieles einfach unbedingt haben. Dabei hätte es realistisch vernünftig pragmatisch langweilig betrachtet wahrscheinlich schon genügt, mich auf meine morgentliche Album- und abendliche Single-Vorbestellung außerhalb von Bandcamp zu beschränken.
Gerüchte sagen, dies sei der letzte Der-komplette-Gewinn-geht-an-die-Künstler-Tag gewesen, andere Quellen sagen, es geht doch noch das ganze Jahr so weiter. Naja, für mich zählt erstmal das Jetzt.
Und diesem habe ich über die Plattform diesmal zwei niederländische Kassetten geordert, die genau wie die auf einem peruanischen Label veröffentlichten, aus Polen gelieferten LPs zweier Bands aus Mexiko zu einem späteren Zeitpunkt von mir besprochen werden.
Aber nee, das war natürlich noch nicht alles:
BRUTUS - Burst ("Glow In The Dark" vinyl LP) (2017/2021)
Das belgische Trio Brutus um Drummerin/Sängerin Stefanie Manaerts steht schon eine ganze Weile auf meiner Merk-/Wunschliste, vor allem live, was ja nach wie vor... ihrwisstschon, aber auch auf Tonträger. Ist es Hardcore? Indie? Post Rock? Shoegaze auf Adrenalin? Wen kümmert es? Auf jeden Fall drückt Manaerts der Gruppe sowohl mit ihrem ungezügelt treibenden Schlagzeugspiel ihren Stempel auf, als auch mit ihren gleichzeitig punkig direkten wie beflügelt über allem schwebenden Gesang. Dass ich mich manchmal an die cleanen Vocals von Oathbreaker erinnert fühle, mag vielleicht am verwandten Akzent liegen - oder ich bilde es mir einfach ein.
Sicherer belegbar sind da wohl die stilistischen Parallelen der Band mit Esben And The Witch, von denen sie sich jedoch genügend unterscheiden, um eine eigene unverwechselbare Identität zu behaupten. Eigen, aber eingängig.
Vielleicht ist mir das aber auch alles Banane und ich möchte einfach nur wissen, ob diese aktuelle Vinylneuauflage des Debütalbums tatsächlich im Dunkeln leuchtet. Beweisbilder werden nach Eintreffen der Scheibe nachgereicht!
[EDIT: Hmmm... ok. Das Ding sieht super aus und glimmt tatsächlich, wenn es ringsherum komplett dunkel ist. Das ist nur schwer zu fotografieren, wenn man keine Lust hat, für eine Langzeitbelichtung ein Stativ am Plattenspieler aufzubauen, haha. Deswegen jetzt doch nur die normalen Fotos im Hellen.]
YAZZ AHMED - Solo 7"s Vol. 1 (violet vinyl 7") (2021)
Weiter geht es mit einer alten Bekannten dieser Rubrik, der kontemporären britisch-bahrainischen Jazz-Großmeisterin Yazz Ahmed - deren Schallplattenveröffentlichungen mir neu - und dann noch mit Inselporto obendrauf - eigentlich immer ein bisschen zu teuer sind, weshalb ich mich tendenziell eher mit Download oder CD begnüge. Dies trifft auch für diese 7" zu, für deren elf Minuten Musik ich - insbesondere am Ende eines eh schon verschwenderischen Tages - verhältnismäßig schon etwas zu tief in die Tasche gegriffen habe.
Mit dem scheiß Titel hat sie mich aber rumgekriegt. Wenn das Format schon im Namen steht, dann will man irgendwie doch, dass auch stimmig ist. Das Ding "Solo Downloads" zu nennen, wäre für mich also ganz klar sparsamer ausgegangen. Dabei werde ich mit Sicherheit noch einige Monate nur mit dem Download/Stream auskommen müssen, bis die Single tatsächlich gepresst werden kann.
Aber hey! Auch ohne etwas zum Anfassen ist die Musik ist auch richtig gut. Es handelt sich hier Soloaufnahmen an Trompete und Flügelhorn, allerdings unterstützt durch Elektronik bzw. über den Hintergrund eines "Polyhymnia" Remixes gespielt. Was mich darauf bringt, dass "Polyhymnia Remixed" ja auch schon seit Ewigkeiten in meiner Merkliste schlummert...
Aber was soll's, diese beiden Stücke, eines ein alternativer Teaser für Ahmeds nächstes Album, das andere ein neuer Take von "One Girl Among Many" glänzen wie gewohnt durch virtuoses ohrenstreichelndes und doch aufregend zwischen Orient, und nahem wie fernem Okzident gleitendem Spiel. Miles would smile.
SNEEZING PUS / VOMI NOIR - Putrid Necrotomy / Toutes les Couleurs de la Cacophonie Humorale (download) (2019)
Und zu guter widerlicher Letzt gibt es noch einen garstig eitrigen Download. Allerdings auch nur, weil mir der gute
tote Neanderhaler Rene Aquarius die auf individueller Zufallsfarbe gepresste 7" neulich schon als Goodie zur
"Rat Licker" beilegte. Ich habe allerdings gerne von allen Tonträgern eine digitale Version und in diesem Fall noch keine Kopie erstellt. Also nichts wie her mit dem kranken Scheiß!
Beide Bands dieser extrakurzen Split-EP, sowohl Sneezing Pus, in denen Arbeitstier Aquarius die Drums blastet, als auch die Franzosen Vomi Noir spielen dreckigen Goregrind der ganz alten Carcass-Schule, und alles weitere, was ich über sie sagen könnte, bräuchte dreimal so lange niederzuschreiben wie die insgesamt sieben zwischen ein und zwei Minuten ähem... langen Tracks durch das Gedärm wüten. Spaßmusik, ganz klar. Und als superbes Gesamtpaket verpackt! Die 7" ist genauso großartig wie sick, oldschoolig und doch originell gestaltet. Kostet tut das Ding nur sechs Euro. Also nichts wie reingesprungen in den eklig splatternden Körpersubstanzenauswurfmix!
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