Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2022-08-06

AFTAB DARVISHI - A Thousand Butterflies

Alles wird gut. Das letzte Album des Kamtsche-Spielers Saba Alizadeh hatte es zwar nicht ganz geschafft, mich zum Kauf zu bewegen, doch immerhin stieß es mich auf das kleine hamburger Label 30M Records, welches sich auf iranische Musik spezialisiert hat. Und dort wiederum ist nun ein ganz wunderbares Album der Komponistin Aftab Darvishi erschienen, welches ich mir schon nach Ansicht nur eines Musikvideos zwingend auf CD zulegen musste.

I'VE ALREADY WRITTEN AN ELABORATE ENGLISH REVIEW OF THIS ALBUM, PUBLISHED HERE ON VEILOFSOUND.COM!


AFTAB DARVISHI - A Thousand Butterflies (CD) (2022)

Fünf kontemporär klassische Stücke mit prägendem Einfluss persischer Folklore, beinahe alle aufgenommen an verschiedenen Orten, namentlich Teheran, Stockholm und Rotterdam, in ganz unterschiedlichen instrumentalen Konstellationen, erzählen Geschichten von Heimat, Vertreibung aus der Heimat und der Sehnsucht nach Vertrauten, doch auch von der Umarmung des Unbekannten.

Inspiriert von einem Iranischen Morgenruf, der traditionell von sich mit der Tanburflöte vermengendem Gesang gespielt wird, eröffnet "Sahar" das Album einzig mit höchst emotionalem Cello-Spiel ud lässt keinen Zweifel daran, dass auf diesem Werk zwar auf höchstem kompositorischen und spielerischen Niveau operiert wird, aber bei aller intellektuellen Freude daran vor allem ganz tiefgründig die Gefühle angesprochen werden.

Ein in dieser Form selten gehörtes Saxophonquartett entführt uns danach in das Reich unserer versteckten Träume ("The Hidden Dream"), während das Titelstück mal leichtfüßig tröpfelnd, mal geradezu jazzig dreckig mit Klavier und Klarinette zu einer ungeheuren klanglichen Fülle wächst, die unterstreicht, dass eben auch ein klein besetztes Kammerorchester immer noch ein Orchester sein kann. Und doch sind es vor allem die in leisen Momenten hörbaren Nebengeräusche wie das Klappern des Blasinstruments, die der Aufnahme intime Intensität verleihen.

"Forgetfulness", anders als der Rest der fünf Kompositionen nicht 2021, sondern bereits 2014 aufgenommen, ist mit seinen Streichern und Bläsern wahrscheinlich das konventionellste, am ehesten von Amateuren wie Dir und mir unter "Klassik" erwartete Stück, welches auch die Kombination aus Orient und Okzident am offensichtlichsten zur Schau trägt, indem es östliche Melodien nach Art westlicher Komponisten umeinander tanzen lässt.

Das Orchester mit Elektronik mischende "Plutone" zeigt Darvishi schließlich von ihrer experimentellsten Seite. Ob auf einem Ambient-Album von Wang Wen, inmitten einer exzellent besetzten Krautrock-Jamsession oder während des Abspanns eines in der Leere des Alls spielenden Hard Science-Fiction-Films - diese mysteriöse musikalische  Meditation wäre nirgendwo verkehrt aufgehoben.

Sie ist ein würdiger Abschluss eines ungeheuer dichten, aufmerksames Zuhören belohnenden Werks, welches gewiss zu den größten Überraschungen gehört, welche mir dieses  Musikjahr bisher geboten hat.

Zauberhaftes Seelenfutter. 








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen