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2022-08-15

ZOLA JESUS - Arkhon

Gut fünf Jahre ist "Okovi"Zola Jesus' letztes Studioalbum nun schon her. Doch obwohl man sich ab und zu schon gefragt hat, ob und wann da wieder etwas kommt, verging die Zeit für mich im Grunde doch sehr schnell. Ich hatte allerdings auch - und habe immer noch - einige frühere Titel ihrer Diskographie nachzukaufen.

Vor allem aber war die Zeit ja auch nicht gänzlich frei von neuen Veröffentlichungen. So dokumentierte "Live At Roadburn 2018" eine der signifikantesten, von mir aus der Mitte der ersten Reihe miterlebten Shows der in meinen Ohren vielleicht immer noch stärksten Ausgabe des Festivals. Hätte sich Sängerin/Songwriterin/Produzentin Nika Roza Danilova danach statt Musik komplett den Hobbys Stricken oder Einkochen von Marmelade zugewandt, so könnte ich realistisch gesehen bis ans Ende meiner Tage meinen Bedarf an ihren Songs mit diesem wahnsinnig guten und natürlich zusätzlich nostalgisch aufgeladen Doppel-Livealbum decken.

Doch nun ist ja doch endlich ein neues Werk erschienen. Den Anspruch, für mich einen ähnlichen Stellenwert einzunehmen, stelle ich an "Arkhon" fairerweise gar nicht erst.

In diesem Sinne kann mich Frau Christus - obwohl sie ja ohnehin noch nie enttäuscht hat - eigentlich nur positiv überraschen, oder?


ZOLA JESUS - Arkhon (eco-mix vinyl LP) (2022)

Tatsächlich braucht der Opener "Lost" nur Sekunden, um einen zu vermitteln, dass Zola Jesus zumindest auf ihrem üblichen Niveau bleibt. Und spätestens nach dem Refrain kommt einem schon der Gedanke, dass wenn der Rest der zehn Stücke ähnlich überzeugt, das hier wohl eines der Dark-Pop-Alben des Jahres sein muss. Und so kommt es dann auch.

Dabei hat die Künstlerin an ihrer grundlegenden Formel wenig gedreht. Die Basis ist immer noch anspruchsvoller Elektropop, der sowohl zum Experimentellen als auch zum großen mit lauter Stimme rausgeschmetterten Überwältigungsklang der Marke Florence and The Machine ausschlägt, sich dabei aber trotz einer ungeheuren Fülle an Ohrwürmern dem potenziellen Formatradiopplay verweigert. Als ob das heute auch noch irgendein Mensch bräuchte...

Im Vergleich zum sehr dunklen "Okovi" kommen allerdings wieder mehr Upbeatpassagen wie zuvor auf "Taiga" zum Vorschein, vor allem aber geht Zola Jesus einen hörbaren Schritt zu größerer organischer Fülle und Breite in ihrem Sound. Dass sie sich in der Covid-Quarantänezeit ein echtes (also nicht elektronisches) Klavier zugelegt hat, mag dabei eine Rolle gespielt haben.
Ganz sicher zu einem großen Teil mitverantwortlich sind allerdings ihre beiden wichtigsten kreativen Partner auf "Arkhon", Produzent und Experte für einen vielfältigen, lebhaften Bassfrequenzbereich Randall Dunn (Louise Lémon, Sunn O))), Anna von Hausswolff, Old Man Gloom etc.) und der mir vor allem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Tori Amos bekannte Drummer und Perkussionist Matt Chamberlain, der Jesus' Sound einen zusätzlichen dynamischen Kick gibt, durch den sich die Energie von "Arkhon" sofort als neue frische Note von den vorigen Alben der Künstlerin abhebt.

Nicht nur produktionsseitig, sondern auch personell tut sich im Bassbereich einiges, da sich mehrere Gastmusiker dabei abwechseln, auf den tiefen Saiten der neuen Natürlichkeit über dem Elektrofundament zuzuspielen.
Dass zusätzlich auch noch verschiedene Streicher zum Einsatz kommen, ist natürlich kein Novum für Zola Jesus, doch wissen auch diese in dem warmen Gesamteindruck des Albums besonders zu glänzen.

Im Rahmen dieses wunderbaren Klangbildes liegt es vor allem an Songwriting und Gesangsperformance, zwischen gewollter Distanz, himmlischer Erhöhung und intimer Nähe zu variieren. Und tatsächlich bringt jeder Song auf eigene faszinierende Weise eine neue Facette hervor, ohne den ganzheitlichen Charakter dieses tadellosen musikalischen Albumkunstwerks der amerikanisch-russischen Sängerin in Frage zu stellen.

Kurzum: Ein großartiges ernsthaftes und emotional schweres Alternativ-Pop-Album, welches eine eigene, jederzeit sofort erkennbare, kreative Sprache spricht. Viel besser geht's nicht.

Die Eco-Mix-Vinylvariante, bei der die (mehr oder weniger?) zufälligen Reste aus anderen farbigen Schallplattenproduktionen benutzt werden, ist sicherlich eine Lotterie. Mein Exemplar ist zum Glück sehr schön geworden und harmoniert auch einigermaßen mit dem Coverartwork. Einzig der zum Teil durch schwarz auf dunkel komplett unleserliche Druck der Songtexte gefällt mir am Layout des Albums mal so gar nicht. Aber wer sich von so etwas die Musik verleiden lässt, der sollte sich besser ein anderes Hobby suchen. Stricken und Marmelade Einkochen zum Beispiel.  











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