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2022-08-31

IMPERIAL TRIUMPHANT live im Hafenklang, Hamburg (31. August 2022)


Wenn man bedenkt, dass bereits 1969 eine kleine britische Gruppe namens Black Sabbath ja im Grunde eine Jazz-Rhythmussektion ihr eigen nannte, während parallel verschiedenste Fusionisten wie Miles Davis oder Colosseum der ganz heiße Scheiß waren, ist es schon bemerkenswert, welche Ignoranz bis geradezu Abscheu der gemeine Rock. und Metalfan und auch -musiker zwischenzeitlich gegenüber Jazz entwickelt hat. Doch zum Glück gibt es ja auch gegenteilige Trends. Insbesondere im advantgardistischen Extremmetalsektor passieren inzwischen vor einigen Jahren noch beinahe undenkbare Grenzüberschreitungen. Und wo könnte dies deutlicher werden, als während einer die infernalischsten Attitüden aus den Welten Black Metal bis Grindcore, Freejazz und Massenkarambolage zwischen den Häuserschluchten Manhattans kombinierenden Liveshow des New Yorker Trios Imperial Triumphant?

Gestern waren sie ganz ohne Supportact im Hafenklang zu Gast und sorgten mit ihrem Geräusch gewordenen Irrsinn für ekstatische Verzückung, dekadentes Amüsement und offene Münder.

Über drei Jahre ist es nun her, dass sich Imperial Triumphant mit einer kompletten Performance des Albums "Vile Luxury" als allerletzte Liveband in Het Patronaat eindrucksvoll in die Annalen des Roadburn Festivals eintrugen. Doch nun, mit den zwei neueren Studioalben "Alphaville" und "Spirit Of Ecstasy" im Gepäck, präsentierte sich die Band noch ungleich wilder, chaotischer, jazziger halt, unglaublicher.

Dass Kenny Grohowski, über den sich selbst Meshuggahs Tomas Haake jüngst halbwegs neidisch geäußerst hat, dabei einem Wirbelsturm gleich hinter dem unkonventionellen Kit wütete, war natürlich keine Überraschung. Doch in welchem enormen Umfang und mit welchem stilistischen und klanglichen Arsenal ausgestattet der Superextremjazzbass von Steve Blanco das Geschehen bestimmt - inklusive konsequentem Solo inmitten des Publikums  -, das hatte ich seitdem tatsächlich vergessen.
Klar, auch Zachary Ezrin kann es sich in diesem Umfeld nicht leisten, an der Gitarre zu schludern, von seiner Performance prägt sich allerdings vor allem das kräftige, grabestief bösartige Growling als Erinnerung ein. 

Soweit sich mein Ohr in dieser dissonant kataklystischen Allherrlichkeit orientieren kann, habe ich in dem kurzweiligen und abwechslungsreichen Set Material aller drei genannten Alben ausgemacht. Und wäre es ein Wunschkonzert gewesen, dann hätte meinetwegen diese komplette goldene Trilogie ins begeisterte Publikums hirngefickt werden können. Aber dann hätten wohl selbst auf den dauerentspannten Masken dieser abartig exzellenten Musiksportler irgendwann der Schweiß gestanden.

Eine wahrhaftig triumphale Show. Bessere Alternativen zur Beschäftigung an einem Dienstagabend gibt es nicht.



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