Rankings sind bedeutungslos. Knapp eine Woche nach Veröffentlichung meiner TOP 15 Jahreshalbzeitslieblinge habe ich schon mindestens zwei neue Alben gehört, die meine Liste, wie sie jetzt aussieht, umgeworfen hätten. Normal. Und natürlich haben es eh nicht alle Platten, die es verdient hätten auf die Liste geschafft. Auch normal.
Doch dass eine Band, die ich so ungebrochen als perfekt anpreise - zuletzt als Festivalgewinner des Colossal Weekend in Kopenhagen - wie die kanadischen Drone/Noiserocker Big|Brave, hier gar nicht auftauchte, das sollte schon für fragendes Stirnrunzeln sorgen. Mich selbst hat es jedenfalls ziemlich überrascht.
Was ist also passiert?
BIG|BRAVE - A Chaos Of Flowers (Sun Flare vinyl LP) (2024)
Das Cover von "A Chaos Of Flowers" sieht beinahe aus wie ein negatives Gegenstück zum Vorgänger "Nature Morte", der es am Jahresende auf Platz 4 meiner Lieblingsalben 2023 geschafft hat.
Und musikalisch ergibt dies auch Sinn, da Big|Brave auch hier wieder mit dem seit ihrem gemeinsamen Album mit The Body etablierten, weiteren Verständnis ihres Sounds aufspielen, ohne sich jemals zu weit von der Idee des im Rahmen ihres Songwritings maximal möglichen Minimalismus zu entfernen.
Das Trio aus Robin Wattie (Gesang und Gitarre), Mathieu Ball (Gitarre) und Tasy Hudson (Drums) setzt allerdings andere Schwerpunkte. So relativ man es im Zusammenhang mit einer so dröhn- und lärmorientierten Gruppe auch betrachten muss: "A Chaos Of Flowers" ist ihr im Schnitt ruhigstes, balladeskestes Album mit vielen von Gastmusikern an Synthesizern, weiteren Gitarren und Saxophon (Patrick Shiroishi) beigesteuerten Texturen.
Konzeptionell unterscheidet es sich vom Rest ihrer Diskographie durch die Texte, da nur zwei der sieben Tracks mit Gesang aus Robins eigener Feder stammen. Beim Rest handelt es sich um Adaptionen von Gedichten, die sie besonders für ihr Infragestellen gesellschaftlicher Normen und Denkweisen schätzt. Ich bin hier zugegebenermaßen zu wenig vom Fach, um mit Namen wie Akiso Yosano, Esther Popel oder Tekahionwake etwa anfangen zu können. Lediglich der Opener "I Felt A Funeral" erfährt mit der Autorin Emily Dickinson von mir einen Namenswiedererkennungscheck.
Was ich verstehe - und vor allem natürlich Watties Vortrag - gefällt mir aber sehr. Und wie immer kann ich dies auch auf die hier zumeist eher in Wellen und beinahe naturalistischen Schüben als perkussiven Attacken fließende Musik erweitern.
Alles an diesem Blumenchaos ist exzellent, es gibt keinen Song, der für mich nach mehrmaligen Hören bisher abfallen würde. Ganz im Gegenteil.
Und musikalisch ergibt dies auch Sinn, da Big|Brave auch hier wieder mit dem seit ihrem gemeinsamen Album mit The Body etablierten, weiteren Verständnis ihres Sounds aufspielen, ohne sich jemals zu weit von der Idee des im Rahmen ihres Songwritings maximal möglichen Minimalismus zu entfernen.
Das Trio aus Robin Wattie (Gesang und Gitarre), Mathieu Ball (Gitarre) und Tasy Hudson (Drums) setzt allerdings andere Schwerpunkte. So relativ man es im Zusammenhang mit einer so dröhn- und lärmorientierten Gruppe auch betrachten muss: "A Chaos Of Flowers" ist ihr im Schnitt ruhigstes, balladeskestes Album mit vielen von Gastmusikern an Synthesizern, weiteren Gitarren und Saxophon (Patrick Shiroishi) beigesteuerten Texturen.
Konzeptionell unterscheidet es sich vom Rest ihrer Diskographie durch die Texte, da nur zwei der sieben Tracks mit Gesang aus Robins eigener Feder stammen. Beim Rest handelt es sich um Adaptionen von Gedichten, die sie besonders für ihr Infragestellen gesellschaftlicher Normen und Denkweisen schätzt. Ich bin hier zugegebenermaßen zu wenig vom Fach, um mit Namen wie Akiso Yosano, Esther Popel oder Tekahionwake etwa anfangen zu können. Lediglich der Opener "I Felt A Funeral" erfährt mit der Autorin Emily Dickinson von mir einen Namenswiedererkennungscheck.
Was ich verstehe - und vor allem natürlich Watties Vortrag - gefällt mir aber sehr. Und wie immer kann ich dies auch auf die hier zumeist eher in Wellen und beinahe naturalistischen Schüben als perkussiven Attacken fließende Musik erweitern.
Alles an diesem Blumenchaos ist exzellent, es gibt keinen Song, der für mich nach mehrmaligen Hören bisher abfallen würde. Ganz im Gegenteil.
Big|Brave live in Kopenhagen 2024 |
Ja, ich weiß, ich liebe diesen von Mathieu Ball so präsise verfeinerten Brummkrachklang, in den man sich wie ein Fötus in den Mutterleib schmiegen kann, doch eigentlich so sehr, dass ich keine Gelegenheit auslasse, ihn als zentrale Attraktion dieses Trios herauszustellen. Doch irgendwie ist es hier nicht so gut wie auf all den vorigen Alben der fleißigen Gruppe gelungen, diese Urgewalt einzufangen.
Klar, schon auf "A Gaze Among Them" oder zuletzt auf "Nature Morte" hat die Band die Grenze des machbaren Krachs ausgelotet und das ein oder andere Mal zumindest scheinbar überschritten. Und doch blieb die Musik immer irgendwie hörbar.
Doch gerade hier auf dem ähem... leiseren Werk, wird es mir einfach manchmal zu oppressiv, geht einfach zu sehr die gesamte Produktion unter dem übersteuerten Saitenklang baden. Es ist einfach nicht mehr gesund.
Ok, diese Schwelle mögen andere Hörer vermutlich schon weitaus früher erlebt haben, bei mir persönlich ist sie allerdings hier. Es gibt "A Chaos Of Flowers" eine anstrengende Note der unnötigen Art, auf die ich gerne verzichten könnte.
Werde ich das Ding trotzdem noch häufig hören? Klar, die Songs sind exzellent und ich bin weit davon entfernt ein audiophiler Snob zu sein, der sich seine Musik schnell durch eine nicht perfekte Produktion verderben lässt. Ich würde nicht einmal ausschließen, dass ich mich doch noch genügend an den speziellen, jetzt doch zu extremen Crunch gewöhne, um Big|Brave wieder die gewohnten Ränge meines Rankings erklimmen zu lassen. (Gewiss nicht ganz so hoch wie "Nature Morte" allerdings, denn das Album hat durchaus noch ein, zwei Stufen großartigere Songs.)
Außerdem tourt das Trio im Herbst schon wieder durch Europa, dann mit komplettem Schwerpunkt auf "A Chaos Of Flowers". Da ich sehr geneigt bin, mir das zu gönnen, könnte das natürlich auch noch meine Wahrnehmung beeinflussen.
Bis dahin gilt: Brilliant wie immer, aber bite bitte nächstes Mal zurück auf zehn!
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