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2024-07-06

DOOL - The Shape Of Fluidity

Moin Wochenende, heute picken wir uns mal den aktuell am längsten liegengebliebenen Kandidaten von meiner Noch-zu-rezensieren-Liste!

Wer meine zur Jahreshalbzeit veröffentlichten MIDYEAR TOP 15 gesehen hat, wo ich dieses Album vorsichtig auf Platz 7 verortet habe, der ahnt bereits, dass ich auch das dritte Studioalbum der Niederländer Dool nicht verreißen werde. Dabei hatten ich und "The Shape Of Fluidity" durchaus einen etwas holprigen Start...


DOOL - The Shape Of Fluidity (clear vinyl LP) (2024)

Dass das Album für mich einen Moment brauchte um zu zünden war tatsächlich zu hundert Prozent meine Schuld. Da ich wusste, dass ich die Livepremiere des gesamten Albums auf dem Roadburn-Festival crashbedingt verpassen würde, habe ich das Ding zunächst einfach nicht an mich herankommen lassen. In den folgenden Wochen gab es dann eine Menge Eindrücke zu verarbeiten und bald auch schon wieder aufzunehmen, während sich im Hintergrund Dool mit relativ wenig Drehzeit langsam aber unaufhaltsam in den Ohrwurmspeicher meines Gehörs fraßen.

Was man als gewisse Hürde bei einem neuen Release der Dark Rocker um Raven van Dorst natürlich auch nicht unterschätzen darf, ist die enorme Messlatte, welche die Band sich selbst gelegt hat. Zuletzt eindrucksvoll unterstrichen durch das fantastische Live-Album "Visions of Summerland" ist der Songkatalog von Dool nach wenigen Veröffentlichungen bereits ein Wundertüte größter Hits. Und scannt man ein neues Album nach Nach-wie-vor-Überkrachern wie "Oweynagat" von "Here Now, There Then" oder nach epochalen Machtdemonstrationen wie "Vantablack", "Dust & Shadow" oder dem Titeltrack von "Summerland", dann wird man zunächst nicht fündig, weil die Suchparameter noch zu sehr auf die Vergangenheit eingestellt sind, die Gruppe sich aber natürlich weigert, sich selbst exakt zu kopieren.

Tatsächlich wartet die mit neuem Schlagzeuger aufspielende Gruppe auch auf "The Shape Of Fluidity" mit reichlich neuen Großtaten auf, die sich nahtlos ins Œuvre einfügen. Im Grunde mag ich nicht einmal anfangen, einzelne Tracks herauszustellen, denn vom saustarken Opener "Venus In Flames", über den Titelsong (plus dazugehöriger Epilog "Currents"), das entrückte "House Of A Thousand Dreams" oder den unaufhaltsamen "Hermagorgon" und das Post-Rock-Finale von "The Hand Of Creation" zeigt sich Dools düsterer Sound zwischen hymnischem Goth und leidenschaftlichem Hard Rock in allen neun Stücken ohne Schwächen. Ob Songwriting, Arrangements oder Sound: So minimalistisch wie sich das Album von außen präsentiert, so reich und überwältigend ist es innen.

Dool live 2021
Dass gnadenlos süchtig machende Riffs, knackige Rhythmen und die an The Devil's Blood anknüpfenden Gitarrenharmonien alle exzellent sind ist ja eigentlich schon als Default gegeben. Vielleicht ist die Auswahl diesmal sogar noch etwas besser als zuvor. Jeder Part überzeugt, Dool schleppen keine mittelmäßigen Ideen durch.

Will man jedoch einen Star der Show wählen, dann kann es natürlich nur Raven van Dorst sein. Das schließt natürlich eines Großteil des Songwritings und der Gitarren mit ein, doch vor allem gesanglich ist "The Shape Of Fluidity" überragend. Verantwortlich dafür ist nicht nur diese einmalige Stimme zwischen charismatischer Rockröhre und glockenhellem Engelsfalsett, sondern vor allem die Emotion dahinter. Dieses Album ist sehr persönlich, mehr noch als seine Vorgänger, und das spürt man.

Nun ist van Dorsts Auseinandersetzung mit ihrer Situation als hermaphroditisch geborene Person ja an und für sich ein extrem spezifisches Thema, welches von nicht betroffenden Hörern eine Menge Empathie einfordert. Die Texte schaffen es jedoch hervorragend, gleichzeit direkt Ravens selbstermächtigende Reflexionen zu transportieren und darüber hinaus universell für unzählige individuelle Lebenssituationen und Perspektiven anwendbar zu sein.
Klar, das ist was man von guter Poesie im Idealfall immer erwartet. Bei Dool haben wir es trotz durchaus guter Texte in der Vergangenheit noch nie in diesem - den Gesamteindruck eines Albums deutlich mitprägenden - Ausmaß erlebt.

"The Shape Of Fluidity" wird immer noch mit jedem Durchlauf besser. Dool bespielen einfach musikalisch wie inhaltlich eine ganz eigene Rock'n'Roll-Liga. Ich kann es kaum erwarten, sie auf dem nächsten Prophecy Fest in der Balver Höhle endlich wieder live zu sehen und das neue Material Seite an Seite mit den Klassikern zu erleben!

Abschließend muss ich mich wohl für die Großzügigkeit des SPKR-Shops bedanken. Statt des bestellten, in diesem Fall natürlich super zum Artwork passenden transparenten Vinyls hatte ich nämlich die schwarze Version bekommen - und durfte diese zusätzlich zur richtigen Nachlieferung behalten. Klar, ich arbeite im Versandhandel und weiß, dass sich gewisse Rücksendungen einfach ganz pragmatisch von den Kosten her nicht lohnen... dennoch vielen Dank dafür!





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