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Lost Moon |
Fünf Bands an einem Abend. An einem Donnerstag. In Heide! Oder auch "mehr als sonst im ganzen Jahr kommen" (ein lokaler Besucher).
Das kann nur bedeuten, dass der rosa Panzer mal wieder an die Westküstenfront gerollt ist, um sich für die in den nächsten zwei Tagen folgenden Pink Tank Festivals in Hamburg und Kiel warm zu machen.
Die Heider dankten es mit für den Tag schon ganz beachtlicher Anwesenheit. Die Intensität meines Passivraucherhustens am nächsten Morgen sagt mir, dass mehr Leute gekommen sind als im Vorjahr.
Da
Camel Driver, die
mich letztes Jahr sehr begeistert hatten,
leider wegen Krankheit kurzfristig absagen mussten, war das Line-Up des
Labelfestivals diesmal komplett anders als 2016 und für mich waren
tatsächlich fast alle Bands neu.
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Moewn |
Die monothematisch maritimen
Moewn haben sich in den letzten zwei Jahren hörbar weiterentwickelt. Soweit keine Überraschung, da dies ja auch schon auf dem hervorragenden
Split-Album mit Camel Driver nachzuhören war.
Die Instrumentalband fokussiert sich inzwischen noch mehr auf ihre epische Postrockseite, ohne dabei jedoch ihre Brumm- und Schranzkraft zu vernachlässigen. Wichtige Neuerung ist, dass man sich zum Quartett erweitert hat, um nun auch allerhand atmosphärische Synthieklänge auf die Bühne zu bringen. Ein exzellenter Auftakt.
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Bees Made Honey In The Vein Tree |
Da ich trotz diesem Internet plus der Comiplation-CD, die es auch dieses Jahr wieder zusammen mit dem Festivalticket gab, nur so mittel vorbereitet war, wusste ich zunächst gar nicht ganz sicher, wessen Gemisch aus überwiegend instrumentalem Psychedelic Rock, Doom und Prog uns danach beglückte. Bees Made Honey in The Vein Tree entpuppten sich als ziemlich spielwitzige Gruppe, was sie u.a. in einem durch einen Gitarrensaitenriss bedingten Jam, der sich beinahe nahtlos ins restliche Set einfügte, unterstrichen.
Schwer, dies wirklich treffen zu labeln - zumal Fuzz und Wah Wah ja auch bei allen anderen Bands des Abends eine zentrale Bedeutung hatten. Aber gut war das definitiv.
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Aux |
Bei der dritten Band des Abends wusste ich anfangs noch nicht so recht, worauf das hinauslaufen sollte. Aber manchmal hilft es, wenn das Publikum verlangt, mehr vom Sänger im Mix zu hören.
Die als Ersatz für Camel Driver eingesprungenen Fuzz-Progger Aux lieferten anspruchsvolle Kost. Schwerer Prog mit einem Drummer, der stets mit einem Arm oder Fuß am wirren Off-Beat vorbeikloppt und einem sehr eigenständigen Sänger, der jenes gewisse Radiohead-Gefühl ins Spiel bringt. Obwohl eine der nur zwei Gruppen, in denen im "normalen" Maß gesungen wurde, waren Aux hier wohl die am schwierigsten zugängliche Band. Sich in sie reinzuhören lohnte sich allerdings.
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Lost Moon |
Oops. Stimmt ja gar nicht, dass ich nur Moewn schon einmal gesehen hatte. Da Lost Moon in der endlosen Marathonnacht mit sieben Bands im Atzehoe allerdings genau auf meine größte Müdigkeitsphase getroffen waren, konnte ich mir allerdings keine nennenswerten langfristigen Erinnerungen an das Trio erhalten. Deswegen ist das da oben gar nicht komplett falsch und ich korrigiere ich es auch nicht.
Neben den bei allen Gruppen zelebrierten Gitarrenorgien boten Lost Moon die geradlinigste Rock'n'Roll-Attitüde. Das konnte man nach zwei tendentiell eher verschnörkelteren Gruppen nun auch gut gebrauchen. Tanzbar, gute-launig, gut.
Der Bassist hatte seine Effektpedale übrigens auf ein Pizza-Brett montiert. Logisch, ist ja schließlich eine italienische Band.
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Sulfur Giant |
Auch die letzte Gruppe war aus Südeuropa angereist und an diesem Morgen um vier Uhr aufgestanden, um nun in Heide auf der Matte zu stehen.
Von Müdigkeit war in ihrer Musik aber nichts zu spüren. Die insgesamt geschätzt acht Zeilen Gesang im späteren Teil des Sets mal vernachlässigend, möchte ich Sulfur Giant aus Portugal hier mal als psychedelische Instrumentalprogrockgruppe bezeichnen. Causa Sui meets 70s-Hardrock-Twin-Leadgitarren könnte man auch sagen. Überwiegend ging das zwingend nach vorne und ausnahmslos war es großartig gespielt.
Auch wenn mein norddeutsches Herz natürlich stark für
Moewn schlägt - an einem Abend ohne Ausfälle geht meine persönliche Trophäe für die Show des Tages an den
Schwefelriesen.
Und anders als letztes Jahr durfte der Headliner sogar unbehelligt von der Polizei sein Set zu Ende bringen. Was kann man mehr verlangen?
Naja,
Bone Man vielleicht... aber dafür hätte ich die Ausgabe in Kiel oder Hamburg besuchen müssen. Und ich hatte mich nun mal aus Gründen für das Heider
Pink Tank Festival entschieden.
Abschließend bleibt mir hier nur noch ein ganz und gar eigennütziger Hinweis, da diesen Text ja durchaus der eine oder andere Dithmarscher lesen könnte:
Nächsten Samstag (4. November) ist
DOOM+NOISE FIGHT mit
Eject Noise Fix und meiner Advantgarde/Doom(Noise/etc.-Band
DruturuM im
Rock's, Windbergen!
Wir spielen ein exklusives, einmaliges Set. Für mehr Information einfach den Lärmhinweis oben rechts klicken bzw.
direkt bei DruturuM (natürlich auch
auf facebook) vorbeischauen! Wir freuen uns über jeden Besucher, der Bock auf unser krankes Zeug hat. Danke sehr!
Moewn:
Bees Made Honey In The Vein Tree:
Aux:
Lost Moon:
Sulfur Giant: