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2020-07-04

BANDCAMP DAY Juli 2020 mit BOTANIST, LINGUA IGNOTA, EMMA RUTH RUNDLE, A.A. WILLIAMS, ESBEN AND THE WITCH und TEMPLE FANG

Zum vorerst letzten Mal war gestern wieder Bandcamp Day, der erste Freitag eines Monats, an dem die Musikplattform ihren eigenen Anteil an allen Verkäufen komplett den Künstlern überlassen hat. Inzwischen gab es zum Juneteenth am 19. Juni auch eine ähnliche Aktion, bei der die Erlöse allerdings Menschenrechtsorganisationen rund um die Black Lives Matter-Bewegung zugute kamen. Auch da haben sich natürlich viele Künstler mit speziellen Veröffentlichungen und Spenden ihre eigenen Anteils beteiligt.
Ich persönlich muss aber zugeben, dass ich trotz anderen Vorsatzes jenen Aktionstag buchstäblich verpennt habe, sprich: Ich habe so ziemlich meinen kompletten Feierabend verschlafen, weshalb es nur dabei geblieben ist, dass ich mir endlich endlich mal das letzte Björk-Album "Utopia" auf CD bestellt habe. (Ist aktuell natürlich aktuell noch unterwegs.)

Gestern hingegen habe ich mehr Downloads, LPs, CDs in meinen Warenkorb gepackt - und wieder gelöscht - denn je.

Übriggeblieben sind nach titanischem Ringen mit meinem ökonomischen Gewissen diese sechs Veröffentlichungen:





BOTANIST - Ecosystem version B
(download) (2020)

Viele Künstler haben in den letzten Wochen und Monaten in ihren Archiven gewühlt und uns so einen tieferen Einblick in ihren kreativen Prozess gewährt. U.a. gab es auch Demos der Kategoriedauergäste Gold, von denen ich allerdings erst einmal gesättigt bin.

Was uns die Green (Black) Metaller Botanist mit diesem auch auf Tape erhältlichen Download anbieten, geht allerdings über gewöhnliche Demoaufnahmen hinaus, ist es doch eine komplett alternative Version ihres letzten Albums "Ecosystem". Die Songs sind dabei im Prinzip diesselben, wurden jedoch mit anderer Besetzung eingespielt, wobei nur die "Gitarren"-Dulcimeraufnahmen dieselben sind. Statt Bass gibt es nun noch mehr Dulcimer, die Schlagzeugarrangements sind teilweise unterschiedlich, Gesang, Texte und Songtitel (und somit auch das Albumkonzept) sind komplett anders.

Welche Version nun besser / schlechter ist, lasse ich mal dahingestellt, "Version B" ist allerdings deutlich weniger ätherisch und punktet dafür mit einem beinahe punkigen, raueren Charme.

Da A und B von Timing und Tracklänge her identisch sind, kann man sich leicht eine Version C basteln, was sogar erstaunlich gut funktioniert. Prädikat: Avantgardistisches Nerdfutter mit Bio-Gütesiegel.







LINGUA IGNOTA - Failed Forest // Golden Grid
(download) (2020)

Kristin Hayter führt uns mit ihrem elfminütigen neuen alten Track zu den Wurzeln ihres Projektes. Bei dieser gerade in der ersten Hälfte durchaus ziemlich anstrengenden Collage aus Sprachsamples, Industrialklängen und Orgel handelt es sich um einen Teil einer Studionarbeit, die ich mich hier nun wirklich nicht traue inhaltlich aufzudröseln. Es gibt allerdings diverse Interviews, in denen thematisiert wird, wie aus ihren ambitionierten Aktivitäten an der Univesrität schließlich Lingua Ignota geboren wurde.

An dieser Stelle muss es reichen, zu wissen, dass es sich um super intensives, klar von Coil inspiriert klingendes Stück handelt. Heftig.

[Edit: Und der Track ist auf "privat". War also wohl nur diesen einen Tag lang zu bekommen.]







EMMA RUTH RUNDLE - Staying Power (download) (2020)

Wenn Kristin Hayter und Emma Ruth Rundle eine definitive Gemeinsamkeit - außer Teil der Sargent House-Familie zu sein - haben, dann ist es, dass sie beide offenbar musikalisch nichts falsch machen können. Das Gegenteil wurde jedenfalls bisher noch nicht bewiesen.

"Staying Power" ist ein bislang unveröffentlichter Song aus den Sessions zu "On Dark Horses".

Und das sollte eigentlich schon alles sein, was man wissen muss, um hier zuzugreifen. Emmas Gespür für wahrhaftiges, direktes und doch anspruchsvolles Songwriting, ihr Gitarrenton und natürlich ihre unverkennbar emotionaler Gesang sorgen dafür, dass sich dieser Track kein Stück vor dem Albummaterial verstecken muss.






A.A. WILLIAMS - A.A. Williams (Reissue) (clear vinyl) (2019/2020)

Und nun muss ich aufpassen, dass ich mich nicht wiederhole, denn auch Sängerin und Multiinstrumentalistin A.A. Williams, welche dieses Jahr bereits auf einer gemeinsamen 10" mit den japanischen Postrockern Mono begeisterte, versteht es, mit ihrer Stimme eine ganz eigene, unmittelbar das Gefühlszentrum umwälzende Magie zu erzeugen.

Das gestern ebenfalls erschienene Debütalbum habe ich mir fürs erste verkniffen, sondern mich zunächst einmal mit der inzwischen um vier Bonustracks (Demoversionen, sowie - zurück zu Lingua Ignota - ein Cover von Dolly Partons "Jolene") erweiterten selbstbetitelten EP "begnügt".
Bei der Klasse dieser unterkühlt melancholischen Musik darf man sich nämlich durchaus angemessen Zeit nehmen, sich sanft mit einer Veröffentlichung nach der anderen vertraut zu machen. Außerdem habe ich auch noch gleich zwei Livestreams (einen Solo, einen mit Band) nachzuholen, die Madame Williams Donnerstag gespielt hat.

Unfassbar eigentlich, dass diese EP ein Debüt ist, so souverän wie sich die ruhige tiefe Stimme samtweich gegen die aus der balladesken Stille herausbrodelnden Postrock-Herrlichkeit behauptet.

Zur Schallplatte kann ich naturgemäß jetzt noch nichts sagen, der musikalische Inhalt jedoch ist exquisit.






ESBEN AND THE WITCH - A New Nature (bronze gold vinyl 2LP) (2014/2019)

Der größte Posten meines Bandcamp Fridays ist ganz klar ein letztes Jahr neu aufgelegter moderner Klassiker, der seitdem schon auf meiner Einkaufsliste steht.

Die erste EP "33" welche Esben And The Witch gestern digital wiederveröffentlicht haben, kickt mich ehrlich gesagt noch nicht so sehr, dieses fünf Jahre jüngere, 2014 erschienene Album zeigt jedoch schon voll und ganz das Trio, welches ich heute liebe.

Mit "Dig Your Fingers In", dem Hit "No Dog" und dem epochalen "The Jungle" (hier mit Trompete!) sind mir drei Tracks schon länger durch die phänomenale "Live At Roadburn"-Scheibe gut bekannt.

Doch auch die restlichen fünf Stücke dieses meister(innen)haften Amalgams aus Postpunk, Neo-Gothic, Noise Rock uvm. haben es in sich. Sagte ich schon, dass ich diese Band liebe?






TEMPLE FANG - Live at Merleyn (download) (2020)

Wenn eine Band, von der es noch kein Studiomaterial gibt, einem auf dem Warm-Up zu einem Festival so gut gefallen hat, dass man sie sich auf dem selben Festival gleich noch einmal anschaut, dann macht man sicherlich nichts verkehrt damit, mal in eine Liveaufnahme von ihnen reinzuhorchen.

Das habe ich hier getan, und natürlich gehörte "Live At Merleyn" in den Einkaufswagen. Siebziger Jahre rickenbacher-powered Spacerock der Extraklasse. Ähnlich gut wie die Kalifornier Monarch, im Vergleich allerdings etwas roher und rabiater. Super Zeug!

Und wer danach noch mehr Temple Fang gebrauchen kann, dem empfehle ich hier auch gerne den neulich gestreamten Isolation Sessions-Auftritt der Niederländer!







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