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2021-06-27

NADJA - Luminous Rot

Leah Buckareff und Aidan Baker aka Nadja räumen auf Bandcamp gerade ihre durch Liveaufnahmen, Kooperationen, Splits etc. überbordene Diskographie auf und sortieren sie auf unterschiedliche Kanäle. Ob's helfen wird, den enormen Output des in Berlin lebenden Duos zu überschauen? Keine Ahnung.

Dass dieses neue Album allerdings zu den wichtigeren A-Veröffentlichungen zählen muss, erkennt man schon daran, dass es nicht auf dem eigenen Label, sondern mit größerer Reichweite via Southern Lord erschienen ist.

Und dann gibt es natürlich noch die japanische CD-Version auf Daymare, für die ich mich entschieden habe.


NADJA - Luminous Rot (Daymare CD) (2021)


Die musikalische DNA von Nadja bleibt nach wie vor von einem gewaltigen Einfluss Justin K. Broadricks durchdrungen, vereint das Duo in seinem Gemisch aus dröhnendem Sludge/Drumcomputer-Industrial-Metal und unscharf verwaschenem Shoegaze doch beinahe alle Phasen, die jener mit Godflesh und Jesu durchlebt hat.

Doch "Luminous Rot" - ein Titel, den ich Schlauberger schon vor Bestätigung durch ein Interview als Wortspiel mit der englischen und deutschen Doppelbedeutung von "rot" erkannt habe -, hat noch etwas anderes an sich, das es von dem mit bisher bekannten Teil des nadjaschen Outputs absetzt, was ich aber zunächst nicht bestimmen konnte.

Klar, insbesondere der depressive Überrunterzieher "Cuts On Your Hands" und der Stampfer "Fruiting Bodies" prügeln mit enormer Nachhaltigkeit ihre Mörderriffs in den Hörer hinein, doch gerade der an sich schon beinahe geflüsternd unverständlich wirkende Gesang hat doch irgendwie sehr effektive Ohrwurmqualitäten.
Hier brauchte ich tatsächlich Hilfe durch ein Interview, in dem Baker, die letzten stark industrialgetränkten Alben der Psychedelic-Rocker White Hills gepriesen hat, um zu erkennen, dass er hier wirklich sehr nach deren Dave W. klingt.

Im Grunde interpretieren Nadja den Ansatz von "Splintered Metal Sky" hier in einer weniger zweizimmerapartmenthaften und dafür wesentlich größeren, schwereren und substanzielleren Form.

Auch die durchschnittliche Tracklänge von acht Minuten ist natürlich wuchtiger als der Schnitt der letzten White Hills-Alben, für die Verhältnisse von Nadja (man denke nur an die vierzigminütige Roadburn Redux-Performance von "Seemannsgarn"; jetzt HIER nachzuschauen!) allerdings eher kompakt, geradezu hitsinglehaft geraten.

Bleibt natürlich noch die Frage zu klären: Warum die japanische CD-Pressung?
Und die Antwort darauf ist wie in so einem Fall üblich: exklusiver Bonustrack, den man auch nicht auf der regulären Downloadversion bekommt.

Mit über neun Minuten Länge hat "Ketene" dabei nicht nur reine Quantität zu bieten, sondern ist wirklich ein A-Klasse-Stück und großartiger Abschluss eines insgesamt annähernd perfekten, schwermütig dichten und vorzugsweise ultralaut zu genießenden Meisterstücks maximalbrutal erdrückender Introspektive.



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