MNGLT? Was ist das?
Die Innenseite der Digipak-CD, die mich neulich als Promo erreichte, gab mir immerhin schon Aufschluss, dass es sich um ein Projekt des Wolvennest-Gitarristen Marc De Backer handelte, bevor ich es lesen musste. Manche Typen kann man eben schon daran, dass man sie wegen Hut und Sonnenbrille nicht erkennen kann, erkennen.
Dieses Internet verriet mir dann allerdings noch, dass der Name eigentlich Mongolito lautet, und dass unter diesem schon eine ganz beachtliche Menge Soloalben auf die Welt gekommen sind. Hmm. Abgekürzt gefällt es mir im Zusammenhang mit dem Cover eigentlich besser.
MONGOLITO - Pure (CD) (2021)
Zu De Backers Hauptband Wolvennest stehe ich ja ein bisschen ambivalent. Ob live oder im Studio, ob alleine oder in Kooperation mit Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand oder anderen Künstlern wie zuletzt als The Nest auf dem Roadburn Redux - die Gruppe bietet immer gutes und mächtiges Zeug, gibt mir allerdings dabei auch stets das Gefühl, dass es noch ein oder zwei Schritte gibt, die sie ohne große Mühe weiter gehen könnte, um mich noch wesentlich mehr zu überzeugen. Eine zugegeben etwas diffuse Enttäuschung über aus meiner Sicht ungenutztes Potential sozusagen.
Mit diesem Album habe ich kein vergleichbares Problem, und vielleicht liegt dies schon gleich am zweiten Track "The Death Of Yet Another Dream", mit dem alleine mich das Album im Grunde als Fan eintütet. Wie ein aus absolut nicht nachvollziehbaren Gründen unveröffentlichtes Highlight aus der "Mourning Sun"-Phase der Fields Of The Nephilim - oder zumindest ein Albumfinale von Dool - überschüttetet das Instrumental einen mit düstermorriconeskem Bombast, von dem man sich wünscht, dass er einen bis in die Ewigkeit weiter umspült. Besser geht Rockmusik nicht. Ok, mit Carl McCoy am Mikro, aber das war's auch. Dies ist klar eines meiner Lieblingsstücke der letzten Monate.
Doch alles andere auf "Pure" fällt deswegen nicht ab. Zwischen Gothic, Western, Doom Metal und Post Rock mit Dark Ambient-Elementen, der einen großen Teil seiner Macht aus wirkungsvoller Wiederholung schöpft (dies gilt vor allem für die mantra-artigen Textzeilen, wenn De Backer tatsächlich mal singt), setzt Mongolito seine Vision in allen sechs Stücken perfekt um.
Und selbst wenn er die gemeinsam mit DéHa (Drums, zusätzlicher Bass und Synthesizer) eingespielten Kompositionen vor allem als Backdrop für endlos ausschweifende Rockstar-Gitarrensoli wie in "Slowly" nutzt, lässt einem das gemächlich stampfende oder schwebende Grundtempo der Stücke immer noch genügend Räume, welche sich mit Bildern aus der eigenen Phantasie ausschmücken lassen.
"Pure" ist ein sehr evokatives Werk ohne erkennbare Mängel. Da kann ich nur meine vorbehaltlose Empfehlung aussprechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen