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2021-09-18

AGUSA - En Annan Värld

Es ist wieder an der Zeit, sich wie ein kleines Kind zu fühlen, welches mit großen Augen und Ohren alles in der Welt zum ersten mal entdeckt.

Vier Jahre nach dem selbstbetitelten vierten Album sind die Schweden Agusa mit einer neuen Langrille zurück!



AGUSA - En Annan Värld (green vinyl LP) (2021)

Die Musik von Agusa, dieser herrlich ausschweifende, aber dabei immer mehr auf Freude an sich selbst als auf Angeberei gebügelte, rauschhafte 70er-Jahre-Instrumentalprogrock hat auch auf diesen beiden Longtracks - "Sagobrus" bringt es auf fünfundzwanzig Minuten, "Uppenbarelser" immerhin auf einundzwanzig - nichts von ihrer magisch entrückenden Erzählkraft eingebüßt.

Wie der Titel auch ohne Schwedischkenntnisse leicht übersetzbar verrät, versetzt einen auch "En Annan Värld" wieder in eine andere Welt. Und was Agusa mit Orgeln, Gitarre und vor allem der unverkennbaren Querflöte für eine ehrliche, spürbar aus dem Herzen kommende Bildgewalt entfalten, ist für mich in dieser einmaligen Magie mit kaum einer ähnlich klingenden aktiven Band vergleichbar.

Doch Vorsicht! Das glücklich staunende Kind kann sich hier durchaus mal erschrecken und ein wenig gruseln, denn der dunkle, durch ein großartiges Stillleben auf dem Cover repräsentierte Wald, hält doch ein paar äußerst dichte, dunkle, einem weniger Luft zum Atmen lassende Täler bereit!

Wenn bedrohliche Trommeln mögliches Unheil ankündigen oder unerwartet gespannte Jazzrock- und sperrige Krautrockelemente in die Harmonie platzen, dann läuft das Kind besser schnell in Sicherheit zum nächsten Feentanzplatz, an dem die spanische Gitarre einen in vermeintlich mediterrane Sonnenwärme taucht.

Eine Unsicherheit bleibt jedoch immer. "En Annan Värld" ist diesmal kein Ort der vollkommen sorgenvergessenen Flucht aus unserer Welt. Der Effekt von Agusa ist hier also ein wenig anders als vom Großteil des vorherigen Materials gewohnt, Er ist jedoch nicht minder wirkungsvoll, gerade weil er ein wenig dichter an der psychologischen Erfahrung unserer tatsächlichen Realität liegt. Und doch erfolgt die Vermittlung dieses Gefühls so wie der Fan es kennt, auf mystischen Märchenpfaden.   

Nein, auch dieses Album kann und will nicht losgelöst von seiner emotionalen Wirkung seziert und überanalysiert werden. Es geht nach wie vor allem darum, sich in die wortlose Geschichte zu versenken - und dies gelingt intensiver denn je zuvor. Denn irgendwie scheint dieses Quintett es fertigzubringen, ein immer noch dichteres Zusammenspiel, eine immer noch fassbarere, geradezu mit einem Messer durchschneidbare Atmosphäre zu entwickeln.

Wahnsinnig gut.




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