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2022-03-12

OTTONE PESANTE und MAJAK live auf der MS Stubnitz, Hamburg (11.03.2022)

Ottone Pesante

Der 19. November in Odense, Dänemark ist nun auch schon wieder eine Weile her! Seitdem gab es in meinem Konzertkalender bisher nur drei auf später bzw. noch unbekannt verschobene Liveshows.

Nun hat die Saison also endlich doch wieder begonnen, und dies an Bord der MS Stubnitz, deren Umfeld, das zugigste Neubauviertel der Hafen City, sich seit meinem letzten Besuch im Oktober 2019 erneut enorm gewandelt hat - leider wieder ohne Zugewinn an brauchbaren Parkmöglichkeiten. Aber was soll's, bei den aktuellen Spritpreisen tut so ein Abzockerknöllchen obendrauf ja auch kaum noch weh. Der Fußweg war für den Preis aber auch noch lang genug.

Corona ist natürlich weiterhin ein Thema. Um mich herum ist die Seuche in letzter Zeit so dicht an mich herangerückt, dass meine Nasenscheidewand schon wund vom Testen wurde, doch erwischt hat es mich noch nicht. Veranstaltungszugang gibt es in Hamburg aktuell nach 2G+, d.h. mit doppelter Impfung und tagesaktuellem Test (oder wie in meinem Fall Booster) kommt man hinein, setzt auf dem Weg noch seine Maske auf und ist dann drinnen doch wieder ein bisschen überrascht, dass man sie ja gar nicht zwingend braucht.

Majak

Doch Schluss mit meinem Palaver, jetzt zum Rock! Diesen brachten die ewig nicht mehr gesehenen (und seit meinem Fotoshooting mit ihnen im Jahr 2018 auch umbesetzten und weniger mit Blut beschmierten) Neumünsteraner Majak auf die Planken.

Was aber auch nach personellem Wandel noch am meisten den Charme der Band ausmacht, ist der musikhistorisch revisionistische Ansatz, so zu tun, als hätte sich der Metal seit den Achtzigern nicht in drölfzillionen Subgenres aufgespalten. Dreckiger Rock'n'Roll, Speed Metal, Thrash, Black Metal... bei Majak ist das alles irgendwie noch eine homogene Masse, die trotz ihrer Oldschooligkeit allerdings nicht in altbackener Gegenwartsverweigerung stagniert.
Der Raumklang im Schiffsrumpf neigt bei derart herausgerockter Gitarrenmusik etwas zum Verwaschenen, über das man hinweghören musste, doch ansonsten war es ein rundum gelungener Auftritt.




Wer von der Stubnitz-Akustik meiner Erfahrung nach immer enorm profitiert, sind Blasinstrumente. Ob Radare, Gura, Albatre - die Saxophone, Trompeten und Posaunen dieser Gruppen kamen hier stets fantastisch zur Geltung. Gute Voraussetzungen für den Headliner des Abends, welcher ganz ohne Saiteninstrumente in der Konstellation Drums, Trompete und Posaune auftrat...



Ottone Pesante

Ich muss zugeben, dass ich angesichts der Stilbezeichnung "Brass Metal" in der Konzertankündigung zunächst skeptisch gewesen bin. Denn unter den Gimmick-Gruppen, die Metal auf untypischen Instrumenten spielen, gibt es ja immer auch jene, die nur große Stimmungs-Hits covern. Was bei guter Umsetzung natürlich auch cool sein kann. Aber cool genug, um in der jetzigen Lage eine Stunde Fahrt auf sich zu nehmen?

Ottone Pesane schlagen glücklicherweise in eine andere Kerbe. Was die Italiener mit ihren Tröten und Effektboarden raushauen, ist nicht nur hundertprozentig Eigenkomposition, sondern ganz derbe heftiger Avantgarde-Scheiß, der sowohl in den Bereichen Black Metal/Grindcore-Blasts, als auch Groove und Drone und Doom voll auf die Zwölf geht und dabei erwartungsgemäß auch Jazz und Klassik, beides in wildester und düsterster Form, anschneidet.
Das Ganze präsentiert sich als diabolischer Bastard aus Sons Of Kemet und Naked City, ich fühlte mich sogar ein wenig an den unvergesslichen Moment erinnert, als ich meinen ersten Kontakt mit den Dead Neanderthals hatte. Und klar, wenn in Höchstgeschwindigkeit gebrutalknüppelt wird und majestetisch düstere Trompeten darüber von der Apokalypse künden, dann klingen natürlich schon gewisse Tracks von Imperial Triumphant, Celtic Frost und Behemoth an - nur eben ohne Äxte und mit anderer Form von Basswumms.

Was die Jungs hier dröhnten, kloppten, schredderten, das hat mich einfach bei unglaublich vielen musikalischen Vorlieben abgeholt. Alles hieran ist einfach extrem gut, durchaus partytauglich, aber auch gnadenlos antikommerziell umgesetzt.
Der Besucher mit dem Triptykon-Shirt unterm Sunn O)))-Hoodie war uneingeschränkt begeistert!  








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