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2023-11-02

PINK TANK Festival Kiel 2023 mit 10.000 km² GEGEN DIE ZEIT, PFUND, LOST MOON, OAKFARM und WAR (30. Oktober)


Ok, ich hätte vermutlich später noch ein besseres Titelbild geschossen. Aber leider ist es diesen Montag in der Pumpe passiert: Meine Digital Harinezumi 3.0, treue Begleiterin auf unzähligen Shows, hat sich nach nur einer Handvoll Aufnahmen während der ersten Band des Abends unrühmlich von mir verabschiedet. Ein Schiebeschalter reagiert nicht mehr. Ich hatte noch Resthoffnung, das Ding evtl. mit Ersatzteilen aus einer älteren Leiche rapieren zu können, doch so winzige angelötete Teilchen auf einer Platine übersteigen leider mein übersichtliches handwerkliches Geschick.

Und dummerweise hat im Zuge des Rummgefummels wohl auch noch irgendetwas anderes Schaden genommen, so dass das Ding gar nicht mehr anspringt, und so die Möglichkeit, zumindest noch in einem nicht mehr umstellbaren Farbmodus Fotos zu schießen, nun auch ausgeschlossen ist. Und nun? Goodbye, einzigartige Toycam-Ästhetik? Vermutlich. Oder doch nicht? Zumindest für den Rest diesen Jahres sicherlich. Man kann die Dinger ja noch bekommen... aber halt nur für Schweinegeld, meist direkt aus Japan. Grmpf.

Auf jeden Fall ärgert der Verlust sehr, und es nervt, dass dieser ansonsten gelungene Festivalabend für mich nun mit diesem Einschnitt verbunden ist. Deswegen hatte ich ehrlich gesagt auch trotz faulem Feiertag zunächst wenig Bock gehabt, drüber zu schreiben. Aber ok, nun geben wir uns mal einen Ruck!

Jener Ruck ist sowieso ein wiederkehrendes Thema für das Labelfamilienfest von Pink Tank Records. Wie oft dachte ich angesichts des im Oktober / November fast immer platzenden Terminkalenders schon dieses Jahr lasse ich's wohl aus? Und dann habe ich mir kurzfristig meistens doch noch das Ticket geholt. Letztendlich sind die Pink Tank Festivals (erst in Heide, nun in Kiel) so mittlerweile zum von mir am verlässlichsten besuchten Musikfest des Jahres hinter dem Roadburn-Festival geworden.

Das Line-Up ist aufgrund der Überschaubarkeit des Labels logischerweise weitaus weniger von Überraschungen geprägt, so dass auch diesmal dreieinhalb der fünf Auftritte des Abends ein Wiedersehen mit alten Bekannten bedeuteten.





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10.000 km² gegen die Zeit sind für mich - trotz coolen Covers ihres neuen Albums "Zeitmachine People" - ehrlich gesagt nicht die Band, deren Musik ich unbedingt auf Konserve brauche. Vielleicht wenn wir uns mal nicht am Ende eines so ausgabenstarken Monats am Merchtisch treffen. Live allerdings war die leicht kauzige Mischung aus Krautmusik und Kifferrock des Trios (plus pfundigem Gastgesang bei einem Stück) genau wie letztes Jahr wieder ein launiger Einstieg in den Abend.








OAKFARM

Als nächstes gab es dann neue Gesichter zu sehen. Ach nee, sorry. Zwei Drittel der Fressen von Oakfarm sind mir natürlich als Ex-Mitglieder von Bone Man wohlbekannt - und ich hatte ihre neue Band  tatsächlich schon im Juli auf dem Woodbunge Festival kennenlernen dürfen. Dies jedoch war der erste Auftritt des Heavy Blues-Trios als offzielle Pink Tank-Gruppe, mit ihrem Debütalbum im Gepäck. Die nur auf Konzerten verkaufte, originell auf Holz servierte Special Edition (Review demnächst irgendwann) mag tatsächlich auch etwas mitgeholfen haben, meinen Arsch kielwärts in Bewegung zu setzen.

Erdig trocken, kompakt gefühlvoll, exzessiv gitarrensolierend und wild eskalierend. Es braucht kein Raketenwissenschaftsdiplom, um die Musik von Oakfarm zu schnallen. Nur zwei Ohren und eine Seele, um sie zu fühlen. Die Songs an sich sind schon super, doch die Bandchemie gibt hier den entscheidenden Kick. Der Auftritt in Holzbunge hatte mir zwar noch eine Ecke besser gefallen, aber der hatte halt auch den Bonus der Freiluftatmosphäre. Von daher alles im baumgrünen Bereich! 








LOST MOON
Wow, fünf Mal habe ich das italienische Trio Lost Moon mittlerweile schon gesehen! Stilistisch  besetzen sie für mich zwar auch nicht die erste Reihe meiner Pink Tank-Favoriten (in der Hinsicht waren andere Ausgaben des Festivals schon fetter aufgestellt gewesen), aber trotzdem ist es immer wieder eine Freude, dem langjährig aufeinander eingespielten Powertrio auf der Bühne zuzusehen.

Nachher etwas gehaltvolles zur Show zu Tastatur zu bringen, ohne mich dabei elendig zu wiederholen wird allerdings allmählich zur gefürchteten Übung. Trommelwild groovender, gitarrenheldiger Heavy Stonerrock mit dem man nichts verkehrt machen kann.








WAR
Die größte Überraschung des Abends waren die Labelbabys War, die weder so ganz aussahen, noch exakt so klangen wie ihr Name und die blackmetallisch anmutende T-Shirts vermuten lassen würden. Aber Hammer, ihr Doomgaze war nicht nur von origineller Drummeraktivität geprägt (was irgendwie schon eine zwingende Grundvoraussetzung für alle Pink Tank-Truppen zu sein scheint), exzellent bassdröhnend scheppernd tonnenschwer, sondern bot auch träumerische Dreierharmoniegesänge auf, die mich eine ganze Weile nach dem naheliegenden Vergleich mit SubRosa und sogar noch viel mehr King Woman suchen ließen. Vermutlich weil man dies nicht zwingend von einer Kombo aus drei Typen erwartet.

Ihr Auftritt war verdientermaßen ein Abriss. Spannende neue Schattierung von Rosa. Ihre Debut-Split-LP mit dem eng verwandeten Projekt Deibel war dann auch mein zweiter Musikeinkauf des Abends.








PFUND
Zum Abschluss gab es zur späten Stunde noch ein dreiviertel Pfund Pfund. Ein Gitarrist des Quartetts, das  zuletzt im September 2021 meine neunzehnmonatige pandemiebedingte Konzertabstinenz beendete, konnte diesmal leider kurzfristig nicht dabei sein. Es war also naturgemäß alles ein bisschen fahriger und uneingespielter als gewohnt, und einmal musste sogar ein Riff röttöttötött gesungen werden. So schlimm, wie es sich vermutlich auf der Bühne anfühlte, war es jedoch bei weitem nicht. Das Publikum war auch sehr zufrieden, so dass es ordentlich abging in der Bühnenperipherie des Roten Salons.

Ich fand ihren StonerAlternativeDoomRock'n'Roll zwar ebenfalls wieder cool, verdrückte mich aber trotzdem bereits etwas vor Toresschluss, einfach weil ich fürchtete, sonst zu müde für eine sichere Heimfahrt im nun doch viel zu jahreszeitgemäßen Schietwetter zu werden.
Die konzentrierte Rettung nach derbem Aquaplaning auf Höhe der Buckener Au sollte mir wenig später Recht für diese Entscheidung geben.

Letztendlich also zwar eine nicht hundertprotentig ersetzbare Kamera im Arsch, aber trotzdem einen super Abend gehabt und nicht im nassen Dunkel im Straßengraben gelandet. Das ist ja immerhin auch etwas wert.








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