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2022-04-09

KING DUDE & DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Black Rider On The Storm

Die letzten paar Veröffentlichungen von TJ Cowgill aka King Dude habe ich so ein bisschen verschlafen, weil mir irgendwann nach dem 2016er Album "Sex" einfach gerade nicht nach düster johnnycashigem Post-Americana-Sound war und ich mich dann dann auch nicht darum gekümmert habe, wieder Anschluss ans aktuellste Schaffen zu finden.

Unerwartete Hilfe dabei kommt nun von unserer Seite des Atlantiks, da ich neulich nicht nur das aktuelle Livealbum "Dream Your Life Away" von Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand in der Post fand, sondern auch ein gemeinsames Studiowerk der Österreicher mit dem Gothcountrykönig.

I'VE ALREADY WRITTEN AN EXTENSIVE ENGLISH REVIEW OF THIS ALBUM ON VEILOFSOUND.COM! (The following text is mostly a direct translation of it into German.)

KING DUDE & DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Black Rider On The Storm - Ballads Of A Cowboy Lost In Austria (CD) (2022)

Der Untertitel des Albums plus das großartige Cover-Artwork von Irrwisch und die offizielle Information, dass "Black Rider On The Storm" "die Geschichte eines Bürgerkriegsveteranen erzählt, der weit reisen muss, um die Männer zu finden, die seine Familie ermordet und sein Gehöft niedergebrannt haben" ist ja schon ziemlich effizient darin, das Konzept dessen, was hier vor uns liegt, zusammenzufassen. Und selbst wenn wir diese Hinweise nicht hätten, kämen einem unvermeidbar sowohl das offensichtliche "Riders On The Storm" von The Doors als auch Stan Jones' Country-Klassiker "Ghost Riders In The Sky" in den Sinn, oder?

Musikalisch mussten beide Beteiligten ihre jeweilige Komfortzone nicht weit verlassen, um einen passenden Soundtrack zu dieser Erzählung zu kreieren. Als spiritueller Bastardsohn von Johnny Cash und Attila Csihar ist die finstere Cowboy-Persönlichkeit ohnehin in hohem Maße das tägliche Brot und Butter von King Dude. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Butter - in Form seiner nächtlich düsteren Gothic-Country-Mischung - nun auf eher exotische Alpenbackwaren gestrichen wird.

Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand haben viele Veröffentlichungen auf dem Buckel, darunter auch mehrere Kollaborationen mit Künstlern wie White Hills, Wolvennest oder Aluk Todolo, die alle beweisen, dass sie schon immer ein Biest mit vielfältigen Köpfen waren. Während der böse General, der Stahlarbeiter und der rebellische Achtziger-Junge immer noch unter ihnen sind, sind es jetzt meist die "visionäreren" Weedianer und Pilzköpfe, die die Führung übernehmen.

Auch wenn die Band nicht so frei und jammend aufspielt wie während ihrer Live-Shows oder auf ihren psychedelischsten Veröffentlichungen, packen sie dennoch zumindest Teile von allem, wofür sie bekannt sind, in dieses Album. Und natürlich passt ihre zunehmende Liebe zu Slide-Gitarren perfekt zu dessen Thema. Und wenn man dann dann noch den starken Anteil von King Dude dazu zählt, ist schnell klar, dass jedes der elf Kapitel von "Black Rider On The Storm" in einen eigenen Ton erzählt werden wird.

Das Intro "Hell’s Canyon" ist ein sehr fieldsofthenephilimskes Dark-Western-Thema, das auch ein passender Opener für ein Sólstafir-Album sein könnte. Der folgende Titeltrack wird von einem einfachen Cash-Gitarrenlick dominiert und klingt wie ein Song des Man in Black, interpretiert von Chris Isaak, jedoch mit halber Geschwindigkeit abgespielt. "All I See Is You" hat dann diese dröhnendere Atmosphäre einer wütenden Post-Punk-Band, die in einer entweihten Kirche auftritt. Beide Tracks sind im Grunde sehr typisches King Dude-Material, zeigen aber bereits die ersten kleinen Anzeichen für die epischere analoge Synthesizer- und trippige Gitarrenarbeit, die später folgen wird.

Wo "Dark Side Of The Moon" das Instrumental "On The Run" hatte, ändert "Black Rider" jetzt die Stimmung mit "The Drifter And The Dog". Doch in Bezug auf den Pink-Floyd-Vergleich ist dies eher eine bewusste Schleichfahrt, so wie das jüngste Ambient-Album von Blood Incantation, aber mit Gitarre.
Ich gehe jetzt nicht den ganzen Rest der Tracklist durch. Stattdessen beschränke ich mich auf ein paar weitere nennenswerte Ausrufezeichen: Auf "Holy Congregation" spielen Roboter Krautrock auf Valium, während der König durch ein Blechdosentelefon [englisch: Can telephone] singt. Der "Spiritual Vampire" könnte eine Schöpfung von Loops Robert Hampson sein, unterlegt mit einer Prise Synthwave. Auf dem düsteren Highlight "Dead Man" hören wir nicht nur Cowgill, der seine fast unmenschliche tiefste Stimmlage einsetzt, sondern er wird (endlich ebenfalls zu hören) vom enigmatischen Organ von Der Blutharschs Stammsängerin Marthynna in einem eindringlichen Duett begleitet. Danach neigt sich die Geschichte mit ihrem längsten Lied dem Ende zu, wir trinken „The Bitter Cup“, winden uns durch ein großes Finale aus Orgel und Wild Eastern Alps-Gitarren, bevor wir das neblige Bergtal verlassen und durch die gleißende Sonne ("Going To The Sun") ins Unbekannte ziehen.

Alles in allem eine kurzweilige und beeindruckende Reise, die man gerne häufiger auf sich nimmt. "Black Rider On The Storm" ist ein eindrucksvoller Eintrag in die fleißigen Diskographien beider beteiligten Künstler. Und cool natürlich. Sehr saucool.





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