In wenigen Tagen startet in der Balver Höhle wieder das Prophecy Fest. Da für mich persönlich nur vier wirklich interessante Bands/Künstler am Start sind und ich dieses Jahr auch noch andere Pläne habe, die ähnlichen Reiseaufwand und Urlaub verlangen, bin ich diesmal nicht dabei. Trotzdem nutze ich diese Gelegenheit doch gerne, um zwei großartige Veröffentlichungen aus dem Hause Prophecy Productions zu würdigen!
Beide Alben habe ich mir in der einfachsten Variante als CD-Digipak ohne zusätzlichen Luxus besorgt, aber man muss/kann ja nicht immer den Gottkönig der Sammler mimen. Zu meckern gibt es an diesen schönen Varianten - zumindest in Unkenntnis hier nicht vorhandener Bonustracks - ja tatsächlich auch erstmal nichts.
Beide Alben habe ich mir in der einfachsten Variante als CD-Digipak ohne zusätzlichen Luxus besorgt, aber man muss/kann ja nicht immer den Gottkönig der Sammler mimen. Zu meckern gibt es an diesen schönen Varianten - zumindest in Unkenntnis hier nicht vorhandener Bonustracks - ja tatsächlich auch erstmal nichts.
ARTHUR BROWN with RIK PATTEN - Long Long Road (CD) (2022)
Einer der vier erwähnten Namen, die für mich dieses Jahr interessant gewesen wären (die anderen drei sind Alcest, Coven und Darkher) ist der "God of Hellfire", der zum Glück aber auch schon 2021 dabei gewesen ist und die großenteils sicherlich jenseits seines Riesenhits wenig mit ihm vertraute Menge mehr als nur überrascht hat. Eindrucksvoller hätte der Labeleinstand der inzwischen achtzig Jahre jungen Rocklegende Arthur Brown nicht ausfallen können.
Nun folgt der spektakulären Liveshow also ein neues Studioalbum, welches herrlich aus der Zeit gefallen ist, ohne jedoch altbacken zu klingen. Klar, musikalisch zelebriert der Meister die Tradition, die er beherrscht, und das ist vor allem theatralischer, oft auch etwas bösartiger und psychedelischer, immer aber zutiefst bluesgetränkter Rock. Doch auch wenn er hier auf auf seine schon vor fünfzig Jahren gehegten Wurzeln zurückgreift, verbreitet Brown nicht den geringsten Hauch von angestaubter Altherrenroutine, sondern ist hörbar hungrig, voller Kraft und Inbrunst, selbst wenn Sterblichkeit und Rückschau zu zentralen lyrischen Motiven von "Long Long Road" gehören.
Einen überaus wichtigen Beitrag dazu leistet seine Band, bzw. der zurecht gleichauf mit dem Sänger im Titel herausgestellte Rik Patten, der hier tatsächlich Gitarre, Bass, Drums, Klavier, Orgel, Keyboards, Mundharmonika, Flöte, Saxophon, Sargdeckel... ja, komplett alle Instrumente eingespielt hat.
Angesichts der ungebrochenen stimmlichen Wucht und Ausdruckskraft von Arthur Brown wäre die Verlockung, sich durchgehend auf den Ausnahmesänger zu verlassen, wie es am ehesten noch im balladesken Titelsong geschieht, durchaus nachvollziehbar. Doch stattdessen feuert Patten aus allen Rohren. An allen Ecken passiert hier ständig etwas neues. Und mehr ist in diesem Fall einfach verdammt nochmal mehr.
Auch angesichts der Ähnlichkeit von Browns Organ mit Chris Farlowe (plus etwas Alice Cooper-Dreckigkeit und kingdiamondscher Range) verbreitet das Ganze das leicht bizarre Flair einer höllischen Variante der Jazzrock/Blues-Legenden Colosseum live im Vampirzirkus. Als langjähriger Fan muss ich mich ernsthaft fragen, warum ich so lange keine Ahnung von Arthur Browns Genie hatte. Ok, ich muss nicht wirklich fragen; ich bin halt kein sonderlich eifriger Plattensammler in der Klassik-Rock-Sparte.
Aber es ist ja nie zu spät dazuzulernen. Genauso wie es nie zu spät ist, ein jenseits von Nostalgie relevantes, beeindruckendes Album aufzunehmen. Mein allergrößter Respekt dafür! Ich ziehe den brennenden Hut.
Einer der vier erwähnten Namen, die für mich dieses Jahr interessant gewesen wären (die anderen drei sind Alcest, Coven und Darkher) ist der "God of Hellfire", der zum Glück aber auch schon 2021 dabei gewesen ist und die großenteils sicherlich jenseits seines Riesenhits wenig mit ihm vertraute Menge mehr als nur überrascht hat. Eindrucksvoller hätte der Labeleinstand der inzwischen achtzig Jahre jungen Rocklegende Arthur Brown nicht ausfallen können.
Arthur Brown live 2021 |
Einen überaus wichtigen Beitrag dazu leistet seine Band, bzw. der zurecht gleichauf mit dem Sänger im Titel herausgestellte Rik Patten, der hier tatsächlich Gitarre, Bass, Drums, Klavier, Orgel, Keyboards, Mundharmonika, Flöte, Saxophon, Sargdeckel... ja, komplett alle Instrumente eingespielt hat.
Angesichts der ungebrochenen stimmlichen Wucht und Ausdruckskraft von Arthur Brown wäre die Verlockung, sich durchgehend auf den Ausnahmesänger zu verlassen, wie es am ehesten noch im balladesken Titelsong geschieht, durchaus nachvollziehbar. Doch stattdessen feuert Patten aus allen Rohren. An allen Ecken passiert hier ständig etwas neues. Und mehr ist in diesem Fall einfach verdammt nochmal mehr.
Auch angesichts der Ähnlichkeit von Browns Organ mit Chris Farlowe (plus etwas Alice Cooper-Dreckigkeit und kingdiamondscher Range) verbreitet das Ganze das leicht bizarre Flair einer höllischen Variante der Jazzrock/Blues-Legenden Colosseum live im Vampirzirkus. Als langjähriger Fan muss ich mich ernsthaft fragen, warum ich so lange keine Ahnung von Arthur Browns Genie hatte. Ok, ich muss nicht wirklich fragen; ich bin halt kein sonderlich eifriger Plattensammler in der Klassik-Rock-Sparte.
Aber es ist ja nie zu spät dazuzulernen. Genauso wie es nie zu spät ist, ein jenseits von Nostalgie relevantes, beeindruckendes Album aufzunehmen. Mein allergrößter Respekt dafür! Ich ziehe den brennenden Hut.
E-L-R - Vexier (CD) (2022)
Das Rauschen des Wasserfalls in der Klamm. Das Krachen des Gletschers. Das Grollen der Lawine. Das Schrammen der tektonischen Platten tief unter dem Berg. Das Gleißen der Sonne auf dem Gipfel. Die Düsternis des Bergwaldes. Die überwältigende Schönheit der Alm. Und im durch alle Höhen und Tiefen pfeifenden Wind singen Geisterstimmen aus altvorderer Zeit von alten, längst vergessen geglaubten Mythen.
Fragst Du nach Künstlern, deren Musik die Seele ihrer Heimatlandschaft widerspiegelt, so kommen sicherlich nicht nur mir zuallererst diverse Isländer in den Sinn. Von Björks Avant-Pop über Sigur Rós' verträumten Ambientrock, Misthyrmings lebensfeindlichen Black Metal oder Sólstafirs Post Black Metal. Als Referenz an dieser Stelle sind allerdings vor allem die monumentalen Postrocker GlerAkur von Belang, benutzt das Trio E-L-R doch sehr ähnliche Stilmittel des unendlichen mächtigen Riffaufbaus zum Ausdruck ganz ähnlicher Motive. Nur liegen diese hier eben nicht auf der kargen skandinavischen Vulkaninsel, sondern in der alpinen Majestät der Schweiz.
Natürlich fällt es im schwer definierbaren Grenzbereich zwischen die Arme zur Ewigkeit austreckendem Post Rock und sludgigem Post Metal ab einer gewissen Gewaltigkeit leicht, Bands miteinander zu verwechseln. Diesem Risiko begegnen E-L-R mit dem Alleinstellungsmerkmal ihres ätherischen weiblichen Doppelspitzengesangs, der vielleicht noch am ehesten an die Doomer Undersmile erinnert, sich allerdings als noch mystisch entrückteres Naturelement manifestiert.
Gegen Ende in "Forêt" rückt den helvetischen Sirenen auch noch männlicher Sprechgesang (ja, tatsächlich im Sinne von beinahe gesprochen, nicht gerappt!) zur Seite, der "Vexier" zum vermutlich einzigen Album in meiner Sammlung macht, welches schwyzerdütsche Mundart fietschört. Also in meinen Ohren ähnlich fremdartig wie isländisch, um diesen kleinen Kreis an dieser Stelle mal zu schließen.
Davon abgesehen etablieren sich E-L-R nach dem bereits fantastischen Debüt "Mænad" und ihrem hypnotisierenden Auftritt auf dem letztjährigen Prophecy Fest als eine meiner liebsten eidgenössischen Gruppen der Gegenwart. Und wenn Du dieses Jahr nur ein einziges monolithisch-eskapistisches Post-Irgendwas-Album kennenlernen möchtest - wähle dieses hier!
Fragst Du nach Künstlern, deren Musik die Seele ihrer Heimatlandschaft widerspiegelt, so kommen sicherlich nicht nur mir zuallererst diverse Isländer in den Sinn. Von Björks Avant-Pop über Sigur Rós' verträumten Ambientrock, Misthyrmings lebensfeindlichen Black Metal oder Sólstafirs Post Black Metal. Als Referenz an dieser Stelle sind allerdings vor allem die monumentalen Postrocker GlerAkur von Belang, benutzt das Trio E-L-R doch sehr ähnliche Stilmittel des unendlichen mächtigen Riffaufbaus zum Ausdruck ganz ähnlicher Motive. Nur liegen diese hier eben nicht auf der kargen skandinavischen Vulkaninsel, sondern in der alpinen Majestät der Schweiz.
E-L-R live 2021 |
Gegen Ende in "Forêt" rückt den helvetischen Sirenen auch noch männlicher Sprechgesang (ja, tatsächlich im Sinne von beinahe gesprochen, nicht gerappt!) zur Seite, der "Vexier" zum vermutlich einzigen Album in meiner Sammlung macht, welches schwyzerdütsche Mundart fietschört. Also in meinen Ohren ähnlich fremdartig wie isländisch, um diesen kleinen Kreis an dieser Stelle mal zu schließen.
Davon abgesehen etablieren sich E-L-R nach dem bereits fantastischen Debüt "Mænad" und ihrem hypnotisierenden Auftritt auf dem letztjährigen Prophecy Fest als eine meiner liebsten eidgenössischen Gruppen der Gegenwart. Und wenn Du dieses Jahr nur ein einziges monolithisch-eskapistisches Post-Irgendwas-Album kennenlernen möchtest - wähle dieses hier!