Über die meisten meiner Jazzplatten schreibe ich hier ja nichts, einfach weil es zumeist entweder Gebrauchtkäufe oder gerade günstige Reissues von Klassikern sind.
Wenn jene Wiederveröffentlichung aber noch ganz frisch aus dem laufenden Jahr ist, dann hat sie aber schon meinen Blogsenf verdient, egal wie irrelevant dieser bei einer erstmals 1968 erschienen und von allen Experten sicherlich komplett aussezierten Scheibe sein mag. Also keine Sorge, ich halte es ganz kurz!
Zunächst einmal ist "A Monastic Trio" gar kein Trio - zumindest im erster der sechs Stücke "Ohnedaruth", in welchem neben Coltrane, Jimmy Garrison am Kontrabass und Drummer Ben Riley auch noch der große Pharoah Sanders an der dem Saxophon verwandten Bassklarinette brilliert.
Der Rest der Songs entstand allerdings tatsächlich zu dritt in einer anderen Session, bei der Rashied Ali am Schlagzeug saß.
Allen beteiligten Musikern ist gemein, dass sie zuletzt Teil von John Coltranes Gruppe gewesen waren und ihm nun hier auf der ersten Veröffentlichung seiner Gattin nach seinem Tod, aufgenommen in seinem Hausstudio, Tribut zollen.
Eine Parallele zum später entstanden großartigen "Carnegie Hall Concert" ist die Aufteilung in zwei Hälften, was Alice' Instrumentenwahl angeht, hier allerdings in anderer Reihenfolge: Sowohl "Ohnedaruth" als auch "Gospel Trane" und "I Want To See You" scheinen stilistisch ein paar Jahre zurückzuschauen, ersetzen jedoch die Rolle von Johns beseeltem Saxophon mit ihren typischen, oft an eine Harfe erinnernden Tastenflügen auf dem Klavier.
Von Track zu Track scheinen die Strukturen freier zu werden, ehe die Künstlerin auf Seite B zur wirklichen Harfe wechselt und in "Lovely Sky Boat", "Oceanic Beloved" und "Atomic Peace" die transzendente spirituelle Meisterschaft ihrer kommenden Werke ankündigt.
Was kann diese Musik mit dieser Besetzung und unter der Prämisse, den Ehemann, Freund und Jahrhundermusiker zu ehren, anderes als großartig sein? Ohne Frage sind diese Aufnahmen, von denen es in anderen, nicht auf die Spielzeit einer Schallplatte limitierten Editionen des Albums auch noch mehr zu hören gibt, exzellent.
Die schwere 2024er-Pressung hält sich in der Gestaltung komplett ans Original, es gibt also keine aktuellen Liner Notes oder alterativen Artworks. Dabei hätte mich durchaus nicht gestört, wenn man das Frontcover des Gatefolds mal ein wenig aufgeräumt hätte. Das ist mir nämlich neben dem Foto zu sehr mit gestalterisch unnötigem Gedöns zugeballert.
Trotzdem natürlich ein tolles Album, welches sich intim, aber gleichzeitig viel größer als ein Trio anfühlt. Spiritual Free Jazz genau wie ich ihn liebe. Alice Coltrane übernimmt die Fackel und lässt die Flamme in Würde weiterlodern.