Ok, das etabliert sich dann wohl als der normale Ablauf, wenn ein neues Album von Lana Del Rey ansteht:
Die ersten eins, zwei Songs werden veröffentlicht und machen mich skeptisch. Nee, ich weiß nicht. Ich glaube, das ist mir zu mainstreamig, zu poppig. Naja, die LP erscheint ja eh erst Wochen später, da kann ich ja noch etwas nachdenken. Zeit vergeht, das Album kommt raus, ich lasse es links liegen. Mehr Zeit vergeht. Irgendwann höre ich dann doch mal ein paar weitere Tracks. Aha... Hmm... Hui... Dann kommt das jetzt doch mal in den Warenkorb!
Die ersten eins, zwei Songs werden veröffentlicht und machen mich skeptisch. Nee, ich weiß nicht. Ich glaube, das ist mir zu mainstreamig, zu poppig. Naja, die LP erscheint ja eh erst Wochen später, da kann ich ja noch etwas nachdenken. Zeit vergeht, das Album kommt raus, ich lasse es links liegen. Mehr Zeit vergeht. Irgendwann höre ich dann doch mal ein paar weitere Tracks. Aha... Hmm... Hui... Dann kommt das jetzt doch mal in den Warenkorb!
Es bleibt zwar dabei, dass nicht alle Stücke das allerhöchste Niveau teilen, aber trotzdem schließe ich im Gesamteindruck dann auch Frieden mit den Stücken, die mir zuerst nicht so gefallen haben. Review Ende.
LANA DEL REY - Lust For Life (2LP) (2017)
Aber um das Ganze dann doch ein bisschen detaillierter aufzurollen:
Schon beim ersten Durchlauf erschließt sich, dass "Lust For Life" im Grunde aus vier Teilen besteht, die (beinahe) deckungsgleich mit den vier Schallplattenseiten sind.
Seite A geht auf Nummer sicher und beginnt mit "Love", dem Titeltrack und "13 Beaches" gleich mit einer ganzen Reihe eingängiger Standard-Del Rey-Stücke, die die grundsätzliche Ausrichtung des Albums verrät. Im Vergleich zum noch konsequenteren Downtempo von "Honeymoon" erschließt es sich für Otto Normalhörer sicherlich leichter. Generell ist offensichtlich, dass noch mehr als zuletzt an das Debüt "Born To Die" erinnert werden soll.
Im Gegensatz zu jenem ist "Lust For Life" jedoch zum Glück weitaus weniger durchwachsen. Und vor allem ist es exzellent und mit viel Liebe zum Detail produziert. Ich kann mir kaum vorstellen, was hier noch besser klingen könnte.
Natürlich textet Lana hin und wieder etwas kitschig und schreckt auch nicht vor abgedroschen Billigreimen zurück, doch irgendwie schafft sie doch immer wieder, gerade diese naiveren Elemente, über die andere Sänger/innen schmerzhaft stolpern würden, als Teil ihrer Persona überzeugend zu verkaufen.
Nach dem soliden ersten Viertel folgt nun aber der eine etwas schwierige Teil.
Auch der Titelsong war ja schon ein Duett, in dem die Stimme der Sängerin allerdings perfekt mit der von The Weeknd harmoniert. Das Doppel aus "Summer Bummer" und "Groupie Love" könnte ich aber auch ebenso gut ohne Gast vertragen.
Erinnert sich noch jemand daran, wie man Mitte der Neunziger mal glaubte, dass diese Masche, in jeden Popsong einen Rapper hineinquatschen zu lassen, sicherlich bald ausgelatscht sei und zu Grabe getragen würde? Naja, man kann die musikalische Zukunft eben nicht vorhersagen. Es wusste damals ja auch niemand, dass die Amerikaner nochmal mit zwanzig Jahren Verspätung den Sound des Eurotrash für die Charts entdecken würden.
Aber ich will nicht unfair sein, denn der Flow von ASAP Rocky ist sicherlich um Längen besser, als das, was früher in die Kindertechno-Stumpbeschallung hineingebellt wurde. Nein, es ist noch nicht einmal irgendwie schlecht gemacht, halt nur sehr unnötig und außerhalb des Tons des restlichen Albums.
Mit "My Feelings" bekommt Lana dann allerdings wieder die Kurve, und ausgerechnet mit dem in seinem Titel furchtbare Fremdscham versprechenden "Coachella - Woodstock In My Mind" verlässt sie sogar die Komfortzone ihrer wohlkultivierten Californi-Americana-Schmacht-und-Seifenblasenwelt.
War das Album bis hierhin für ihre Verhältnisse fast schon fröhlich und den ernsten Problemen der Welt eskapistisch abgewandt, so wird es nun introspektiver und reflektiert - soweit es der Imagerahmen zulässt - auch über die aktuelle amerikanische und globale Gesamtsituation.
Schon beim ersten Durchlauf erschließt sich, dass "Lust For Life" im Grunde aus vier Teilen besteht, die (beinahe) deckungsgleich mit den vier Schallplattenseiten sind.
Seite A geht auf Nummer sicher und beginnt mit "Love", dem Titeltrack und "13 Beaches" gleich mit einer ganzen Reihe eingängiger Standard-Del Rey-Stücke, die die grundsätzliche Ausrichtung des Albums verrät. Im Vergleich zum noch konsequenteren Downtempo von "Honeymoon" erschließt es sich für Otto Normalhörer sicherlich leichter. Generell ist offensichtlich, dass noch mehr als zuletzt an das Debüt "Born To Die" erinnert werden soll.
Im Gegensatz zu jenem ist "Lust For Life" jedoch zum Glück weitaus weniger durchwachsen. Und vor allem ist es exzellent und mit viel Liebe zum Detail produziert. Ich kann mir kaum vorstellen, was hier noch besser klingen könnte.
Natürlich textet Lana hin und wieder etwas kitschig und schreckt auch nicht vor abgedroschen Billigreimen zurück, doch irgendwie schafft sie doch immer wieder, gerade diese naiveren Elemente, über die andere Sänger/innen schmerzhaft stolpern würden, als Teil ihrer Persona überzeugend zu verkaufen.
Nach dem soliden ersten Viertel folgt nun aber der eine etwas schwierige Teil.
Auch der Titelsong war ja schon ein Duett, in dem die Stimme der Sängerin allerdings perfekt mit der von The Weeknd harmoniert. Das Doppel aus "Summer Bummer" und "Groupie Love" könnte ich aber auch ebenso gut ohne Gast vertragen.
Erinnert sich noch jemand daran, wie man Mitte der Neunziger mal glaubte, dass diese Masche, in jeden Popsong einen Rapper hineinquatschen zu lassen, sicherlich bald ausgelatscht sei und zu Grabe getragen würde? Naja, man kann die musikalische Zukunft eben nicht vorhersagen. Es wusste damals ja auch niemand, dass die Amerikaner nochmal mit zwanzig Jahren Verspätung den Sound des Eurotrash für die Charts entdecken würden.
Aber ich will nicht unfair sein, denn der Flow von ASAP Rocky ist sicherlich um Längen besser, als das, was früher in die Kindertechno-Stumpbeschallung hineingebellt wurde. Nein, es ist noch nicht einmal irgendwie schlecht gemacht, halt nur sehr unnötig und außerhalb des Tons des restlichen Albums.
Mit "My Feelings" bekommt Lana dann allerdings wieder die Kurve, und ausgerechnet mit dem in seinem Titel furchtbare Fremdscham versprechenden "Coachella - Woodstock In My Mind" verlässt sie sogar die Komfortzone ihrer wohlkultivierten Californi-Americana-Schmacht-und-Seifenblasenwelt.
War das Album bis hierhin für ihre Verhältnisse fast schon fröhlich und den ernsten Problemen der Welt eskapistisch abgewandt, so wird es nun introspektiver und reflektiert - soweit es der Imagerahmen zulässt - auch über die aktuelle amerikanische und globale Gesamtsituation.
In diesem Geist geht es auf Seite C weiter, erkennbar an den Bandwurmsongtiteln "God Bless America - And All The Beautiful Women In It" und "When The World Was At War We Kept Dancing". Danach folgen zwei weitere Duette, welche mit echten Schwergewichten aufwarten: Auf "Beautiful People Beautiful Problems" singt niemand geringeres als Fleetwood Macs Stevie Nicks, während in "Tomorrow Never Came" perfekt die Beatles geehrt werden. Was natürlich gut funktioniert, wenn der seinem Vater stimmlich extrem ähnliche Sean Ono Lennon nicht nur sein Organ zur Verfügung stellt, sondern als Multiinstrumentalist auch noch beinahe den kompletten Song in dazu passender Tonlage neu einspielt. Ganz große Popkultur!
Seite C bildet somit ganz klar den Höhepunkt von "Lust For Life"
Doch auch die schwermütigere Seite D bleibt sehr stark. "Heroin", die Pianoballade "Change" und der hymnische Abschluss "Get Free" sind alle Lana Del Rey at her best.
Ok, "Get Free" hat diesen Part, der ein bisschen sehr an "Creep" erinnert. Dabei hat sie doch schon einen Song, der zu einem Mash-Up mit dem Radiohead-Hit verarbeitet wurde...
Doch das sei mal geschenkt.
Denn am Ende bleibt doch unterm Strich ein wirklich sehr gutes, großartig produziertes Popalbum voller Ohrwürmer übrig. (Ja, selbst den beiden erwähnten "Problemstücke", die für mich etwas Gewöhnung brauchten, muss man zugestehen, dass sie gnadenlos hängenbleiben.)
Die Idee von "Ultraviolence" bleibt zwar nach wie vor ein unwiederholbarer Geniestreich, doch "Lust For Life" braucht sich keinesfalls zu verstecken, punktet es doch mit vielen anderen Qualitäten.
Ich sage mal 8,5 von 10 Punkten, wenn ich ein numerisches Bewertungssystem hätte.
Seite C bildet somit ganz klar den Höhepunkt von "Lust For Life"
Doch auch die schwermütigere Seite D bleibt sehr stark. "Heroin", die Pianoballade "Change" und der hymnische Abschluss "Get Free" sind alle Lana Del Rey at her best.
Ok, "Get Free" hat diesen Part, der ein bisschen sehr an "Creep" erinnert. Dabei hat sie doch schon einen Song, der zu einem Mash-Up mit dem Radiohead-Hit verarbeitet wurde...
Doch das sei mal geschenkt.
Denn am Ende bleibt doch unterm Strich ein wirklich sehr gutes, großartig produziertes Popalbum voller Ohrwürmer übrig. (Ja, selbst den beiden erwähnten "Problemstücke", die für mich etwas Gewöhnung brauchten, muss man zugestehen, dass sie gnadenlos hängenbleiben.)
Die Idee von "Ultraviolence" bleibt zwar nach wie vor ein unwiederholbarer Geniestreich, doch "Lust For Life" braucht sich keinesfalls zu verstecken, punktet es doch mit vielen anderen Qualitäten.
Ich sage mal 8,5 von 10 Punkten, wenn ich ein numerisches Bewertungssystem hätte.
Highlights: Change, Tomorrow Never Came, When The World Was At War We Kept Dancing, Beautiful People Beautiful Problems, 13 Beaches, Lust For Life
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen