Mournful Congregation |
Funeral Doom ist der ultimative Doom. Höchstens Drone Doom denkt das Genre sonst so konsequent zu Ende. Wenn allerdings gleich drei Bands aus dem Subgenre bzw. seiner unmittelbaren Peripherie hintereinander auftreten, kann zwischendurch selbst für den Genießer durchaus mal eine leichte Sättigung auftreten.
Zum Glück waren gestern - gerade angesichts der Randgruppenaffinität der Musik - doch reichlich Freunde des Zeitlupengrabgesangs ins Bambi Galore gekommen, die sich auf dieses Risiko einlassen wollten.
Lone Wanderer |
Lone Wanderer aus Freiburg eröffneten den Abend mit einem starken Set, dessen einzige Schwäche war, dass mir noch das ganz deutliche Alleinstellungsmerkmal fehlte.
Der Frontmann wusste gut im genretypischen Hall zu gurgeln, der Sound der Saiteninstrumente war geschmackvoll, es gab toll traurige Leadgitarren, ein punktgenaues, sparsames, stilistisch in sich schön stimmiges Drumming und natürlich geradezu endlos lange Songs. Insgesamt bot die Gruppe eine sehr ordentliche Funeral-Doom-Blaupause, die alle erwarteten Grundelemente gekonnt umsetzte.
Nur das ganz Originäre fehlte mir wie gesagt noch.
Ophis |
Die zentrale Anekdote des Auftritts der Hamburger Ophis, welche die ganze Tour als Supportband begleiten, bescherte uns bereits der Soundcheck.
Sänger: "Achte beim Gesang darauf, dass unfassbar viel Hall drauf ist. Und wenn Du denkst, das ist zu viel, dann machst Du noch ein bisschen mehr!"
Mischer: "Also wie vorhin."
Sänger: "Nee, mehr."
Ob dieser Fetisch jetzt tatsächlich etwas gebracht hat, weiß ich nicht wirklich. Vielleicht war es die Tatsache, dass man mit einem gerade frisch eingeprobten Ersatzgitarristen spielte, aber im Vergleich zu Lone Wanderer fand ich Sound und Zusammenspiel hier weniger koherent.
Stilistisch fuhren Ophis keine hundertprozentige Funeral-Doom-Schiene, sondern brachten auch grobe Death-Metal-Einflüsse ins Spiel. Diese Parts waren dann teilweise die besten, teilweise allerdings auch gar nicht die besten. Insgesamt kann ich nicht sagen, dass Ophis schlecht sind, aber sie haben doch zumindest gemischte Gefühle hinterlassen und in der zweiten Hälfte ihres Sets eine Weile das weiter oben beschriebene Übersättigungsgefühl verursacht.
Mournful Congregation |
Ganz und gar keinen gespaltenen Eindruck hinterließ dann jedoch der Headliner aus Australien. Nach dem sensationellen Album "The Incubus Of Karma" waren meine Erwartungen an die Altmeister Mournful Congregation ziemlich hoch gesteckt - und wurden vollends erfüllt.
Schon beim ersten Riff und dem ersten Gutturalgegrunze war klar, dass sich sich das Niveau jetzt in beinahe unverschämte Höhen hochschrauben würde. Die perfekte Schwere.
Das ganze große Pfund der Band ist jedoch genau wie auf Platte das harmonsiche Zusammenspiel der drei Gitarren. Mein Bruder sagte, dass wo andere Metalbands Wagner plündern, sich Mournful Congregation bei Brahms bedienten. Ich bin ja kein Klassikexperte, aber da scheint mir etwas dran zu sein. Auf jeden Fall ergänzen sich die Sechssaiter ähnlich wie ein Geigen-Terzett.
Wie feinsinnig detailliert diese Arrangements sind - und demaßen todesmajestätisch erhaben, ohne jemals die kritische Kitschgrenze zu überschreiten. Überhaupt schaffen Mournful Congregation es extrem gut, ihre Friedhofsschleichermusik stets interessant zu gestalten.
Ohne Zweifel eine wirklich fantastische Band und spätestens jetzt - Loss spielen ja nicht live - meine liebsten Stilvertreter neben Bell Witch.
Lone Wanderer:
Ophis:
Mournful Congregation: