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2020-12-25

THECODONTION - Supercontinent

Ich weiß ja nicht, wie ihr es so mit eurem Schwarzgetöse hält, aber für mich muss Black Metal in der Regel eigentlich auch immer etwas bekloppt sein, um richtig Spaß zu machen.

Und die römische Band, aus deren Logo ich niemals den Namen Thecodontion entziffern würde, hat sowohl im lyrischen Konzept als auch der musikalischen Umsetzung diesbezüglich einiges zu bieten.



THECODONTION - Supercontinent (LP) (2020)


Dabei haben die Italiener mich zunächst ja aufgrund der Doppelbedeutung des englischen Begriffs "double bass" etwas enttäuscht, erwartete ich doch, hier mit Kontrabass gespielten Black Metal zu hören, wo es sich in Wirklichkeit halt nur um doppelten Bass - statt Gitarre - handelt. Was an sich natürlich auch schon einen eigenständigen Sound verspricht.


Und tatsächlich bieten Thecodontion einen mich sehr an die Türken Zifir erinnernden Gegensatz aus sympathisch rumpeliger Schrammeligkeit und erstaunlich episch erhabenen Leadmomenten, der hier tatsächlich noch krasser ausfällt, da der Bass im grummelnden tiefen Riffmodus halt noch viel urtümlicher kratzt und poltert, während er in lichten Momenten sehr an die ihrerseits von Klassik und Cliff Burton beeinflussten Bell Witch erinnert. Nur hier eben in so gar nicht begräbnisdoomigem Umfeld.

Nein, das Konzept von Thecodontion ist eher ausgrabend, beschäftigt sich die Gruppe inhaltlich doch mit der irdischen Frühgeschichte. Auf diesem Konzeptalbum geht es spezifisch um die Geographie und Entwicklungen des vor den heutigen Erdteilen existenten Superkontinents, der folglich auch auf dem Cover abgebildet ist. Ihr merkt schon, die Band spinnt kein großes Geheimnis um ihre Idee.


Aber was erzählt so eine Black Metal-Gruppe denn nun für Geschichten aus einer Frühzeit, in der es kaum Leben gab, das deren Protagonist sein könnte?
Mythische lovecraftsche Urmächte, die um das zukünftige Schicksal des Planeten kämpfen? Besuch satanischer Aliens oder Aufstieg und Fall vergessener Dämonenvölker?

Die Antwort ist einfach: nichts. Thecodontion sind nämlich eher so die in die Lehrerin verknallten Erdkundeschüler, die ein für die Klassenstufe viel zu detailversessenes Referat halten und einfach alles aufzählen, was sie über Namen, Lage, Entdeckung, Flora, Fauna etc. von Ur, Lerova, Rodinia etc. wissen.
Dass dieser Vortrag statt von einem verliebt stammelnden Fünftklässler in bösem Gekrächze dargeboten wird, ist natürlich komisch, aber in seiner kompromisslosen Nerdigkeit eben auch geiler Scheiß, der der Band im Zusammenhang mit der irgendwie urigen, aber trotzdem auch innovativen und einfach schweineguten Musik eine dicken lächelnden Vollmond mit Sternchen ins Hausaufgabenheft einbringt.


Ich finde es jedenfalls so gut, dass ich mir das in der von mir gewählten Edition beiliegende Poster an die Wand gehängt habe.




Zu dem Paket gehörte übrigens auch die ein Jahr ältere Debüt-Single "Jurassic" auf der das ganze Ding bei weitem noch nicht so ausgereift ist und noch recht unbeholfen scheppert.
Weil es aber so lustig ist, will ich hier mal die Songtitel jenes Kleinods aufführen, die sich alle - ebenfalls in sachlich Fakten zu Entdeckung und Physiologie aufzählender Referatmanier - mit jeweils einem Lebewesen auseinandersetzen:

"Normannognathus Wellnhoferi"
"Rhamphorhynchus Muensteri"
"Barosaurus Lentus"
"Breviparopus Taghbaloutensis"

Hach, das müsste meinem Neffen (im "Dinosaurier-Alter") eigentlich gefallen, haha.




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