Die Heaviness des Openers "Donovan's Daughters", sowie die düstere Stimmung der folgenden Tracks werfen mich aber eher zu Gnods Kooperation mit den Radar Men From The Moon, Temple Ov BBVzurück.
"Donovan's Daughters" ist eine viertelstündige Industrial/Noise/Psych-Dampfwalze, die einen in verschiedenen Bewegungen gnadenlos überrollt. Schwergewichtiger geht es kaum.
Die folgenden vier Stücke fallen mit maximal knapp sieben Minuten alle deutlich kompakter aus, sind deswegen aber keineswegs magerere Kost.
Der gesamte Albumkern aus "Europa", "Voice From Nowhere" und "A Body" bedient sich weniger gewaltiger Gitarrenkrachwände, sondern baut eher auf brutal trostlose Drone/Industrial-Landschaften, z.T. unterlegt mit Samples und Spoken Words. Nein, dieses Album ist zwar auch wieder politisch und existentiell, jedoch deutlich weniger Punk als "Just No No". Stattdessen setzt es hier marternde Postapokalypse.
Nur für den Rausschmeißer gilt dies nicht so sehr. "Unkle Frank Says Turn It Down" schließt den Kreis, indem es die Gitarrenamps wieder auf elf stellt und uns ohne Gute-Nacht-Geschichte mit brachialem instrumentalen Crust / Post Metal zu Bett schickt.
Fuck yeah, was für eine großflächig wütende Zerstörungsmaschine.
Here's one live album I didn't think I would necessarily need at all cost. But since there's a summer sale at Indie Records the actual cost was pretty low, so I got it along with some other stuff.
CULT OF LUNA and JULIE CHRISTMAS - Mariner: Live At De Kreun - Belgium (CD) (2018)
So why wouldn't I need this? It's a recording of one of the very few shows of the norwegian post metal force Cult Of Luna and the amazing Julie Christmas playing their excellent joint album "Mariner" in full. Doesn't that sound promising?
While the original album still stands strong and is superior in some aspects, like those vocals arrangements, which just can't be performed by one person, the live version adds so many additional layers and such an addictive, exciting energy to "Mariner" that it's not only a perfect bonus for fans of the album, but very surely can also win over the uninitiated.
It's a massive, a historical show. The fade out during the applause after the mindblowing finale really takes its time - because it can. And it's deserved.
"Mariner" live at Roadburn
This is a perfect live album of one of the most important metal records of recent years.
It is accompanied by a "documentary" (really just a couple of statements which were all already known from the trailer for this) followed by a flawless complete video of the same concert.
And here's the only thing bothering me about this release: Why is this great video only attached via download card? While I am a big fan of having my music digitalized on my computer, I don't feel the same way about videos. The file is fucking huge, it takes very long to download it and an eternity to burn it onto a DVD - which I did, because I don't need files this big an my hard disc.
And of course, since the last time I fucking burned a DVD was over two years ago for Lis er Stille's "Midnight Wave", I needed more than one try. Annoying.
But the costs! And the environment!
Yes, I am whining here, but come on: the production costs for the DVD can't be that astronomic.
And as Greenpeace explained a while ago, the streaming and downloading of films actually uses up a lot more energy and natural resources than to produce and ship the same thing as a physical item.
As consumers we're just unaware of this, because we personally usually pay for a smaller share of the overall expense when we're purchasing data files online.
So what do I want to say? If you have a video as bonus material, just put it on a damn DVD, man!
Er hat es wieder getan! Nachdem die Wartezeit mit der letztjährigen "Harmony Of Difference"-EP mehr als nur überbrückt wurde, ist Jazzsaxophonriese Kamasi Washington nun wieder zurück mit einem kompletten Album, welches an das selbstbewusste Maximalformat von "The Epic" anschließt.
Bestand jenes noch aus drei LPs, auf die jeweils eine komplette Stunde Musik gequetscht wurde, sind die Rillen diesmal ein wenig breiter geraten, d.h. eine etwas kleinere Spielzeit wurde auf vier Platten verteilt.
So sah es zumindest in der Vorbestellphase für "Heaven And Earth" aus. Tatsächlich gibt es neben den beiden vier Seiten umfassenden Teilen "Earth" und "Heaven" auch noch ein naja... "geheimes" Bonus-Album namens "The Choice" dazu.
KAMASI WASHINGTON - Heaven And Earth (5LP) (2018)
Beginnen möchte ich diese hoffentlich nicht wieder endlos ausartende Rezension mit dem Bonus-Album. Mit diesem bin ich nämlich in das Hörerlebnis eingestiegen. Und so habe ich auch gleich die zentrale Negativkritik dieser Veröffentlichung hinter mich gebracht.
Mit der Musik auf dem Bonus-Album hat mein Gemecker allerdings nichts zu tun, sondern mit dessen Verpackung. "The Choice" ist ein passender Titel, muss ich mich doch tatsächlich entscheiden, ob die zusätzliche Musik es mir wert ist, die Plattenhülle zu zerschneiden. In dieser ist die LP nämlich hinter einer viel zu dick geratenen Perforation verborgen (gilt überigens auch für die Extrascheibe in der CD-Version). Das Aufschneiden funktionierte bei mir alles andere als sauber, was eine Tesafilm-Verarztung unausweichlich machte. Noch dazu befindet sich "The Choice" nicht einmal in einer schützenden Innenhülle, so dass man das ganze Papierstaubgekrümel sofort auf dem Tonträger hat. Ärgerlich, zumal auch die durchaus reale Gefahr bestanden hätte, die Platte beim Öffnen mit dem Messer zu zerkratzen.
So nett es ist, einem eine ganze zusätzliche LP obendrauf zu geben, so unnötig ist es, dies mit so einem unpraktikablen Verpackungsgimmick zu verbinden. Zumal das ganze Ding ja durchaus schon eine etwas luxuriösere Anschaffung darstellt.
Wer aber Musikgenuss vor Werterhalt stellt, der kommt am schmerzhaften Prozedere nicht vorbei, verbergen sich doch durchaus einige Highlights auf "The Choice".
Im Grunde ist die LP alleine schon so etwas wie Kamasi in a nutshell. "The Secret Of Jinsinson" ist das auf "The Epic" als zentrales Markenzeichen etablierte Spiritual Jazz-Jumbopaket, bei der sich zu seiner Bande der üblichen Verdächtigen (u.a. Miles Mosley am Kontrabass, Ryan Porter Posaune, Brandon Coleman und Cameron Graves an den Tasten, Ronald Bruner Jr. und Tony Austinig hinter den Drums) noch das komplette Geschirr aus sechsundzwanzigköpfigem Orchester und Chor gesellt.
"My Family" fährt einen ähnlich traditionellen Ansatz ohne die cineastischen Extrasperenzchen und lebt im wesentlichen vom Duett von Kamasi Washington mit seinem Vater.
Der längste Track ist ein fast zehnminütige Version des Carole King-Klassikers "Will You Love Me Tomorrow" und enthält die für mich im ganzen Paket beste und ergreifendste Gesangsperformance von Patrice Quinn.
Mit nicht einmal fünfeinhalb Minuten schon fast winzig für seine Verhältnisse, ist "Agents Of Multiverse" auch sonst ein stilistischer Ausreißer. Kamasi wird hier nur von Drummer Chris Dave begleitet und orchestriert sich ansonsten selbst. Eine advantgardistischere Nummer, die mich teilweise ein wenig an Bläserarrangements von Björk erinnert.
Ebenso nicht so sehr als regulärer Albumtrack geeignet wäre wohl der zweite Coversong gewesen. Wie jedes Lied, das auch Nina Simone bereits interpretiert hat, gibt es von "Ooh Child" sicherlich Versionen wie Sand am Meer. Dass von jenen viele an den smooth und warm groovenden Jazzfunk von Washingtons Variante heranreichen, wage ich zu bezweifeln. Auch eines der Albumhighlights für mich.
An sich ist "The Choice" also schon sehr stark. Ein kleiner, bunter Mix, den man sich so schon ohne Bedenken in jede gute Jazzsammlung einverleiben könnte. Nicht so ganz stringent, da halt Resterampe auf allerhöchstem Niveau, doch als Appetizer oder Nachtisch zum "eigentlichen" Werk hier wirklich fantastisch.
Ok, damit wären dann ja nur noch zweieinhalb Stunden Musik in sechszehn Tracks zur Rezension übrig. Oder?
Nein, ich werde jetzt nicht Song für Song den ganzen Brocken durchgehen, sonst wird das ja wieder viel zu irre lang hier.
Generell ist festzustellen, dass Washington die volle Spiritual-Jazz-Breitseite mit ausufernden Soli, komplex wilder Rhythmik und dem mit epischen Chören und Orchester gefüllten Cineplex-Riesenpopcorneimer sogar noch mehr umarmt als auf "The Epic".
Anderseits gibt es aber auch so ziemlich von allem anderen mehr.
Natürlich sind Figuren wie Pharoah Sanders, John Coltrane und vor allem auch das Sun Ra Arkestra die offensichtlichsten Bezugspunkte, doch Kamasi Washington bezieht seine Einflüsse aus allen Epochen und Spielarten, die ihm in den Sinn kommen. Oder halt aus Videospielen und Hong Hong-Actionkino.
Als Komponist und Arrangeur ist er hörbar gewachen. Was fließen soll, verbindet sich noch harmonischer als zuvor. Was over the top ausufern soll, tut auch dies intensiver denn je.
Vor allem löst das Album ein, was "Harmony Of Difference" schon angedeutet hatte, nämlich eine hörbare Steigerung der individuellen Fähigkeiten nicht nur von Kamasi selbst am Saxophon, sondern von allen bekannten Mitstreitern. Man merkt hier einfach, dass die Aufnahmen für "The Epic" schon viele Jahre zurückliegen und sich diese Musiker inzwischen den Arsch wundgespielt und viele neue Tricks hinzugelernt haben.
Besonders hervorheben muss man wohl Keyboarder Brandon Coleman, der hier auch endlich mal seine von den Liveshows vertraute, kauzig-funkige Seite so richtig ausleben darf und den in fusionlastigeren Stücken schon mehr als ein Hörer/Rezensent für einen in der Band nach wie vor nicht auftauchenden E-Gitarristen gehalten haben.
Apropos Funk: Wahrscheinlich aufgrund von Zeitmangels wegen seiner eigenen brummenden Karriere, ist der unverkennbare Blubberbass von Stephen Thundercat Bruner diesmal leider in nur zwei Tracks zu hören. Anderseits lässt der rhythmusbessene Bandleader dafür umso mehr Drummer antreten, um den Energielevel hinter der Schießbude hochzuhalten. Zwar stemmen Stephens Bruder Ronald und Tony Austin nach wie vor einzeln oder zu zweit die meisten Songs, doch daneben geben sich noch vier weitere Schlagwerker die Sticks in die Hand.
Die ersten vier Albumseiten "Earth" beginnen mit dem kämpferischen Kung-Fu-Thema "Fists Of Fury", welches inklusive der sicherlich auch auf die Black Lives Matter-Bewegung gemünzte Parole "Our time as victims is over" scheinbar alle Register zieht, doch bereits in den folgenden beiden Tracks in mancherlei Hinsicht einkassiert wird.
Doch ich wollte ja nicht zu detailiert werden. Jedes Stück hat für sich Qualitäten, die eine Nennung als Highlight rechtfertigen würden, weshalb die Liste am Ende dieses Reviews auch genausogut gewürfelt sein könnte.
Besonder erwähnen muss man aber auf jeden Fall eine der wenigen Fremdkompositionen, Freddie Hubbards "Hub-Tones", in denen sich die die Band so richtig austobt, sowie die soulige Performance von Patrice Quinn in "Testify".
Wo einen die craziesten Keyboards überrschen, spoile ich hier mal nicht. Ich sag nur, dass sie wirklich Spaß machen.
Beim Ersthören kaum zu glauben, entpuppt sich "Earth" tatsächlich als die geerdetere Hälfte des Albums. Nun auf "Heaven" hebt Kamasi erst so richtig ab.
"The Space Travelers Lullaby", "Will You Sing", "Song For The Fallen"... was sind das alles für Giganten!
Dazwischen das kompakt disziplinierte, aber umso coolere "Streetfighter Mas", der Höhepunkt der Coleman-Kauzigkeit in "Vi Lua Vi Sol", wo er uns fast schon etwas zu penetrant mit seinem Vocodergesang beglückt, und vor allem das nicht von Washington, sondern von Posaunist Ryan Porter komponierte "The Psalmist", welches rhythmisch vollkommen irre auf den Putz haut.
Puh, das alles ist wieder so viel, so groß. Jede der vier Schallplatten alleine wäre dabei schon ein tolles Album. Die großen Vorbilder aus den 60er und 70er Jahren hätten stattdessen vermutlich auch ein halbes Dutzend einzelner Alben veröffentlicht. Kamasi Washington kultiviert halt den Modus, stattdessen alles in einen überlebensgroßen Koloss zu gießen.
Ganz so beeindrucken wie mit "The Epic" kann er damit wahrscheinlich nicht, einfach aus dem Grund, dass man diesmal ja schon vorbereitet ist. Welche Songs sich nachhaltiger einprägen kann man jetzt auch noch nicht beurteilen.
Doch dass "Heaven And earth" auf jeden Fall mndestens mithalten kann und dabei noch besser produziert ist, steht beides jetzt jetzt schon fest.
Wenn man nicht gerade zur schon aus Prinzip mosernden Besserhörer-Jazzpolizei gehört (ungefähr so schlimm wie trve kvltige Black Metal-Traditionalisten), kommt man an dem Ding hier als Freund des Genres wohl nur sehr schwer vorbei.
Aber warum sollte man auch? Dieses 5-LP (bzw. 3CD)-Album ist ein bombastisch großartiger Overload der besten Sorte.
Highlights: Will You Sing, Song For The Fallen, Hub-Tones, The Psalmist, Ooh Child, The Space Travelers Lullaby, Can You Hear Him, Street Fighter Mas, The Invincible Youth, Will You Love Me Tomorrow, Show Us The Way
After the soothing vocal jazz of Maliait's time to bring some karmatic equilibrium to my jazz reviews again. And apart from that it's been a hell of an an eternity since my last Dead Neanderthals article. More than half of a year. Fuck me!
It's not the new wave of dutch heavy jazz duo's fault though. They've already released a bunch of stuff this year. I simply was occupied with other stuff and not ready yet to immerse myself in their latest brainfuckery.
But now I give you a double review of the one-track album "Life" from April and the one-track EP "Birth", released just a couple of days ago:
DEAD NEANDERTHALS - Life (download) (2018)
Imagine you're having some serious bowl movement issues and so you are in for an extra-long sitting on the loo... Hey, wait! I know that's not the best sentence to start a review, but please bear with me here!
Since the locus has no windows, the automatic ventilation sets in. The sound mixes with the washing machine in the next room. Upstairs in the distance you have forgotten to turn off your alarm clock, so its beeping also creeps into the soundscape.
Last but not least the water tap is leaking, slowly dripping into the sink. *ping*
*ping*
*ping*
All those noises flow together into one steady stream of sound with only small random variations. It lulls you in and makes you add imaginary sounds to the mix.
"Life" is the Dead Neanderthals' first album without either saxophone or drums. It's just made with looped synth and effect noises and two Glockenspiel chime bars. Yes, two as in "two notes".
Even by this band's standards "Life" is a highly experimental and minimalistic listening experience. If this thirty-six minutes long excercise in droning ambience doesn't fall into the realm of "acquired taste", then such a thing does not exist.
My last review of something similarily special was the Owlbitesalbum. If you gave that one a listen and found it too flamboyant, you should give "Life" a try!
In the Dead Neanderthals catalogue this is without a doubt something new. Maybe closest in spirit to "Craters" or maybe "The Depths" (since it has some weird relaxed vibe to it), but with way less... uhm... music.
It's fucking brilliant by the way.
DEAD NEANDERTHALS - Birth (download) (2018) Running only twelve minutes the download only EP "Birth" is much shorter and follows releases like "Organ Donor" or "Dolphin".
Musically however this relentless sax and drums groove feels more like a continuation of the "Womb Of God" LP.
But since Dead Neanderthals always add new facets to their basic formula of achieving maximal effect with the use of a minimal amount of notes, there is a twist to "Birth". On top of his saxophone Otto Kokke unapologetically baths this track in a shamelessly thick soup of synthesizers, which are normally reserved for the drone side of the band. In consequence "Birth" sounds like a hybrid of the most metallic version of Dead Neanderthals and Zombi. Or imagine Gost being a "real" band instead of a one-man project and jamming it out between takes for "Possessor".
Sick shit!
One question of course goes for both "Birth" and "Life": Is this really still jazz?
To which I reply yep, definitely - and be it only for sake of making the world of jazz even cooler than it already is. And also: Who fucking cares?
Ja was? Natürlich ist hier gerade nicht viel los. Tippen ist bei diesen Dürresommertemperaturen einfach zu anstrengend. Und ich war auch ewig nicht auf einem Konzert.
Allmählich sammelt sich aber doch wieder einiges an reviewbedürftiger Musik an. Jazz ist ziemlich wichtig unter meinen aktuellen Anschaffungen. Ob hier nicht zur Besprechung angedachte Fusion- (Miles Davis - "Agharta") oder Advantgarde-Klassiker (Painkiller - "Execution Ground"), das erneut überlebensgroße neue Album von Kamasi Washington (Review demnächst) oder am anderen Ende des Spektrums angesiedelter, gefühlvoller Vocal Jazz.
Malia kommt ursprünglich ja eher aus der modernen Soul/Pop/R'n'B-Ecke mit gelassenem Jazzeinfluss. Und natürlich einem Gesang, der ganz enorm von Sarah Vaughan und Billie Holiday inspiriert ist.Anders als ihre Einflüsse war sie mir allerdings bisher jenseits von ja, das hab ich schon einmal gehört noch nicht geläufig. Die Akzente haben sich mit der Zeit offensichtlich immer mehr zum Traditionellen verschoben, was u.a. ein komplettes Nina Simone-Tributalbum einschließt, ohne jedoch neuere Klänge ganz zur Seite zu legen.
"Ripples" ist vielleicht die sanfte Kulmination dieser Entwicklung. Auch dieses Album ist eine Hommage, jedoch an Malias eigenes, 2004 erschienes Werk "Echoes Of Dreams". Es ist eine im Unplugged-Geist entkernte Neuaufnahme jenes Albums. Die Songreihenfolge ist anders und die Instrumentierung beschränkt sich über die gesamte Laufzeit auf Klavier und Streicher-Terzett.
Es ist demnach zunächst einmal ein vollkommen unmysteriöses Album, dessen Geschichte sich wie bei allen künstlerisch integeren Werken dieser Art (z.B. Kylie Minogues "Abbey Road Sessions") darauf beschränkt, dass jemand offanbar einfach Lust darauf hatte, das eigene Material neu zu interpretieren.
Das einzige wirkliche Rätsel an diesem Album ist, warum die beiliegende Bonus-Single in billigster Zeitschriftbeilagenmanier in einer offenen Hülle mit Klebepunkten aufs Backcover gepappt werden musste. Das sah im noch eingeschweißten Zustand so aus:
Es bleiben oberflächliche Kratzer und Rückstande von den Klebepunkten.
Unnötiger Verpackungsquatsch, zumal das Ding ja ansonsten durchaus hübsch aufgemacht ist.
Keine Minuspunkte gibt es zum Glück bei der Musik auf "Ripples".
Das ganze Album ist eigentlich wie sein Frontcover: simpel und offensichtlich, aber eben auch stilvoll und wunderschön. Malias volle, samtig raspelnde Stimme steht ganz klar im Fokus und geht eine perfekte Symbiose mit dem sparsamen, manchmal geradezu brüchigen Klavierspiel Alexandre Saadas ein. Die intime Direktheit dieser Aufnahmen könnte sie verletzlich, angreifbar machen, verleiht ihnen tatsächlich aber Substanz und Stärke. Wie ich bereits sagte: Dieses Album ist unmysteriös, und zwar im besten Sinne: Alle Karten liegen offen sichtbar auf dem Tisch, es gibt keinen Raum für Tricks. Und doch ist es unzweifelhaft voller Magie.
Auch wenn "Ripples" mit Unterstützung der Streicher zuweilen zu größerem Drama anschwillt, ist es insgesamt in erster Linie einfach ein sympathisch geerdetes und doch bezauberndes, angenehm entspanntes und entspannendes Album.
Prädikat: makellos. Kammermusikalisch unterlegter Vocal Jazz (mit Prisen von Soul und Blues) vom Feinsten.
Und die Bonus 7" ist nicht nur ein Herzkasperbeschleuniger beim Auspacken der Platte, sondern mit ihren exklusiven Interpretationen des Soulklassikers "The First Time Ever I Saw Your Face" und des John Lennon-Songs überhaupt, "Imagine", musikalisch eine durchaus sehr willkommene Ergänzung.
Highlights: Little Darling, Echoes Of Dreams, Imagine, I Miss You, After The Love, Unfastened
Moin Kinners! Was gibt es schöneres, als einen Sommersonntag mit einem kleinen musikalischen Marathon zu beginnen? Anlass und für die Auswahl der Musik verantwortlich war heute, dass ich hier noch unfinished gizzness zu erledigen hatte.
Eigentlich ist der spektakuläre Fünf-Alben-in-einem-Jahr-Lauf der australischen Psychedelicbekloppten King Gizzard And The Lizard Wizard ein 2017er Thema und fällt damit nicht mehr unter meine Richtlinie, Neuanschaffungen zu besprechen, die im laufenden Jahr erschienen sind. Doch da das letzte Album auf den allerletzten Drücker am 31. Dezember als Stream und Download ausgeworfen wurde und sich erst ein paar Monate später als physischer Tonträger auf meinem Plattenteller drehte, muss es hier natürlich noch abgefrühstückt werden.
KING GIZZARD AND THE LIZARD WIZARD - Gumboot Soup (orange vinyl) (2018)
Seitdem ich im vergangenen November mit "Polygondwanaland" in den Gizzard-Kosmos eingetaucht bin, haben auch alle weiteren 2017er Alben den Weg in meine Sammlung gefunden. Seit Mai ist das Quintett nun vollständig.
Bevor ich zu "Gumboot Soup" selbst komme, will ich hier nochmal die Gelegenheit nutzen, auf das ganze Year of the Gizz zurückzuschauen und die vorigen Scheiben zu ranken.
Zunächst sei gesagt: Ich mag sie alle sehr. Doch mit einem muss man ja anfangen:
Platz 4: "Murder Of The Universe"
Musikalisch nah am 2016er Album "Nonagon Infinity" - und auch inhaltlich mit ein paar Referenzen - ist diese Drei-kleine-Konzeptalben-in-einem-LP das krachigste, metallischste Monstrum des Bündels. Und gleichzeitig wohl auch für die meisten Fans das anstrengendste, wird doch über den panischen Sound nur teilweise gesungen und vor allem in spoken words die Geschichte erzählt. Dass man diese in einem sehr schicken siebenzölligen Booklet mitlesen kann, gibt Extrapunkte für die Aufmachung. Und die irre Story von "Han-Tyumi & The Murder of the Universe" gehört zu den brilliantesten Ideen, die in der Geschichte des Konzeptalbums je realisiert wurden.
Benannt nach der eigens dafür gebauten mikrotonalen Gitarre Stu Mackenzieshat das erste Album der Reihe mit seiner Inspiration in arabischer Musik und deren erweiterter Tonleiter von allen den am klarsten umgesetzten Ansatz. Mit seinem komplett eigenwilligen, frischen Sound kratzen King Gizzard hier teilweise schon an der Perfektion, stellen sich allerdings mit ihrem Stilmittel x-facher Wiederholung, das hier manchmal zu weit getrieben wird und somit ein paar Längen erzeugt, selbst ein Bein. Trotzdem immer noch fantastisch.
Platz 2: "Polygondwanaland"
Mit der Idee, dieses Album nicht nur zu verschenken, sondern jedem zu erlauben, es in welcher Form auch immer zu veröffentlichen, haben King Gizzard einen musikhistorischen Coup gelandet. Discogs listet aktuell 197 verschiedene Versionen, doch wer weiß, wie hoch die Dunkelziffer inklusive aller privaten Kleinstveröffentlichungen tatsächlich ist?
An meiner sehr preisgünstigen "Tri Colour Transparant Red / Mellow Yellow / Blue Monday"-Version von Stolen Body Records habe ich eigentlich nur auszusetzen, dass sie keine Texte enthält. Ansonsten ist sie optisch und akustisch aber großartig.
Musikalisch zeigt sich die Band hier von ihrer proggigsten Seite. Vor allem die A-Seite ist ein wilder, verrückter, aber stets ohrwurmiger Ritt.
Platz 1: "Sketches From Brunswick East"
Gemeinsam mit dem Mild High Club, der King Gizzard auch auf der letzten Europa-Clubtour als Support begleitete, zitiert der Albumtitel nicht umsonst einen Miles Davis-Klassiker. Denn entspannter Jazz ist neben bubblegumigstem Sixties-Psychedelic eine der Hauptzutaten dieses locker zusammengejammten, chilligen Werks. Doch keine Sorge, ohne subtil eingeflochtene dunkle und humorvolle Brüche, geht es natürlich nicht. Ein wenig drauf achten muss man allerdings, denn die "Sketches" sind ungewöhnlich unaufdringlich und holzhammerfrei geraten. Dafür aber einfach verdammt gut!
Und wo sortiert sich "Gumboot Soup" nun in diese Reihe ein?
Orthografisch belegt es wohl den letzten Platz. Die Typos auf dem Backcover der ansonsten wunderhübschen Heavenly recordings-Version mit orangem Vinyl sind jedenfalls so drastisch (Albumtitel "Gum T Soup"), dass ich sie mir nur als schräghumorige Absicht erklären kann.
Credits wie "Tracks 3, 6 recorded by Cooky on his phone" oder "Track 5 recorded by Joey in his bedroom" lässt eine in bestem Garagenrock-Ethos produzierte musikalische Resterampe aus den nicht verwendeten Ideen zu den vorigen Alben erwarten.
Und so ganz verkehrt liegt man damit nicht. Denn tatsächlich ist hier von allen Vorgängern ein bisschen zu hören. Allerdings gibt es auch Stücke, die auf jenen Alben nicht gepasst hätten. Ein ziemlich bunter Strauß also.
Im Gesamteindruck ist "Gumboot Soup" überwiegend relaxt bis leichtfüßig rockend, mit viel Keyboards, Mellotron, Flöten und Saxophon.
Der Opener "Beginner's Luck" hätte ebensogut auf "Sketches" gepasst, ebenso wie weitere laid back poppig psychedelische Momente wie "The Last Oasis", "I'm Sleepin' In" oder das gesanglich sehr an The Mars Volta erinnernde "Barefoot Desert".
"Superposition" geht tendentiell in eine ähnliche Richtung, bietet aber eine alternative, synthielastigere Interpretation dieses Sounds. Und vor allem das Unisono von Flöte und Gesang ist fantastisch.
Songs wie "Muddy Water" oder "Greenhouse Heat Death" orientieren sich eher an dem gleichzeitig verspielten und nach vorne treibenden Stil von "Polygondwanaland" oder "Flying Microtonal Banana". Einen Härtegrad höher geschraubt wird dies in "All Is Known", welches auch textlich sehr nach einem "Murder Of The Universe"-Outtake klingt.
Die größten stilistischen Überraschungen sind am Ende der A- und Anfang der B-Seite plaziert.
"Down The Sink" ist astreiner Jungle Boogie Funk. Bobby Womack hat das Leben "Across 110th Street" erkundet, King Gizzard And The Lizard Wizard folgen ihm - allerdings durch den Küchenabfluss auf dem Flusspfad des Abwasserkanals. Großartiger Track!
Ein noch größerer Ausreißer ist allerdings "The Great Chain Of Being", ein mit drei Gitarren und zwei Drumkits ungewohnt heavy hingestampfter, fuzziger Stonerrocker. Auch der rauhere, tiefere Gesang lässt einen beinahe glauben, sich vorübergehend auf einem anderen Album zu befinden.
Mit dem von wildem Jazzfusiondrumming angetriebenen "The Wheel" schließt einer der stärksten Songs ein Album ab, welches ganz ohne Lückenfüller auskommt.
Man könnte unendlich weiter hören. Und auf Schallplatte ist dies sogar möglich, da der letzte Takt in Endlosrille wiederholt wird.
"Gumboot Soup" ist wahrscheinlich das am leichtesten zugänglichste und durch die wirklich starke Songauswahl vielleicht sogar das beste Album des Gizzard-Jahres.
Ich bin aber mal vorsichtig und lasse zumindest den "Sketches Of Brunswick East" weiterhin den Vortritt, sortiere es aber noch dem auf der B-Seite leicht abfallenden "Polygondwanaland" auf Platz 2 ein.
Highlights: Down The Sink, The Wheel, Superposition, The Last Oasis, Muddy Water
Die Slomatics sind, wie ich hier zuletzt im Review ihres Roadburn-Livealbums festgestellt habe, ja eigentlich immer grandios. Trotz saustarker Alben ist ihr zumindest vom Hörensagen bekanntester Release aber wahrscheinlich eine Split-LP mit den Steinzeitdoomern Conan. Das mag sicherlich auch an dessem genialen Schneckenbarbarencover liegen.
Und nun haben sie mal wieder gesplittet, diesmal gemeinsam mit einer mir bislang unbekannten Gruppe, deren Bandname für mich hier sicherlich nicht das Kaufargument gewesen ist. Zum Glück klingen Mammoth Weed Wizard Bastard aber nicht nach der klischeebeladenen Kifferbreitseite, die diese zufällige Aneinanderreihung von Wörtern aus dem Doom-Bandnamengenerator verspricht.
Zunächst einmal genießen wir jedoch das wunderbare Coverartwork. Nach kurzem Überlegen, woher mir dieser nachkolorierte Fotostil bekannt vorkam, war ich mir sicher, dass hier die Künstlerin am Werk gewesen sein musste, die auch die Hülle von Earths "Primitive And Deadly" zu verantworten hat. Und tatsächlich, Samantha Muljat. Unverkennbarer Stil!
Passend zum Cover standen die Vinylfarben grün und rot zur Verfügung, wovon mir letztere etwas besser gefiel. Bei Black Bow Records ist diese Variante inzwischen auch ausverkauft. Grün und blau (US-Import) sind aber noch zu haben.
Optisch hat "Totems" also schon gewonnen. Die Pressqualität stimmt auch, kommen wir also zur Musik:
Mammoth Weed Wizard Bastard sind mit zwei jeweils über zehn Minuten langen Stücken am Start. Generell wird sofort klar, dass Sludgigkeit und Intensität des Sounds nah mit Slomatics verwandt sind. Instrumental ist die Gruppe mit Bass, Gitarre, Drums (statt Gitarre, Gitarre, Drums) traditioneller aufgestellt. Auch stilistisch bewegt sich der Mammutbastard trotz einiger tendentiell postmetallischer Passagennäher am klassisch Sabbath-Doom. Monolord taugen zumindest teilweise sicherlich als Referenz. Eine starke eigene Note bringt vor allem die Sängerin hinein, deren Stimme ich ganz schwer in eine Box packen kann. Mal ätherisch geisterhaft schwebend, dann wieder ein bisschen rotzig, sage ich mich mal irgendwo auf halber Strecke zwischen Sinistro und Year Of The Cobra, mit einer Prise Julie Christmas. Beide Songs sind tadellos, haben packende Riffs, tolle Melodien und Soli. Hier gibt es für mich absolut nichts zu meckern. Mammoth Weed Wizard Bastard sind tatsächlich auch alleine ein mehr als ausreichendes Argument, dieser Scheibe Gehör zu schenken.
Doch was uns die Science-Fiction-Doomer Slomatics auf der B-Seite servieren, lässt einen dann doch mit noch offenerem Mund zurück. In zwei Achtminütern - dazwischen gibt es als Novum ein von Klavier getragenes Instrumentalstück - geben die Iren direkt an ihr letztes Meisterwerk "Future Echo Returns" anschließend alles. Über dem eigenwillig groovenden und mächtig schiebenden Melvins/Conan-Gedröhne und stilvoll eingeflochtenem Synthiegespace erreicht der Gesang hier eine cineastische Epochalität, die so beeindruckend ist, dass ich nicht einmal nachschauen mag, ob es das Wort "Epochalität" überhaupt wirklich gibt. Vor allem das Finale von "Master's Descent" ist wunderbar, genretranszendierend, gewaltig.
Insgesamt wirkt "Totems" wie aus einem Guss, ein großartiges Doom-Album auch ohne den Zusatz "Split". Die beiden Gruppen und ihre Songs passen einfach perfekt zusammen.
Prädikat: Genrehighlight 2018
Highlights: The Master And His Emissary, Master's Descent
Since my last (german) Father Sky Mother Earth review, my own band DruturuMhas played a concert together with these two drone doomers, which will very hopefully not be the last, since this was a very fitting constellation. So now I'm in the always itchy position where you neither want your review of the band you personally know to be too biased, nor want to piss somebody off, haha.
Luckily in this case I think I'm just fine if I keep it honest.
FATHER SKY MOTHER EARTH - Father Sky Mother Earth (white vinyl) (2018)
Only two releases into their discography Father Sky Mother Earth are already confusing us with the question where to put this first vinyl album in chronological order, because on one hand this is the first physical release of their first album, but on the other they partly re-arranged and completely re-recorded it, so it could just as well count as number three (or 1a?).
It comes on very pretty white vinyl with the track "Father Sky" on side A and - surprise! - "Mother Earth" on side B, both longer than twenty-two minutes. But you shouldn't ignore the download card, because the digital version on Bandcamp(which are still the original recordings from 2016) also includes the twelve minute bonus track "III".
Stylistically the band very purposely dwells inside the realm of meditative instrumental drone doom with sludgy edges and psychedlic and world-music influences.
Since I'm not into Om my go-to reference for this particular direction besides Zaum (ignoring the vocals) is Bong, whose recent album "Thought And Existence" I bought just in the same week as this one. I basically based my whole review of Father Sky Mother Earth's "Across The River Of Time" on this reference, which I still find as fitting as back then, especially since Bong have done so many different flavors of this minimalistic but also most epic subgenre on their albums.
Father Sky Mother Earth live in Rendsburg
But there are also some notable distictions to be pointed out. Unbelievably Father Sky Mother Earth are playing this music, which leans so much into the idea of amplifier worship - without any amps!
You cannot necessarily guess that from their recordings, but the guitar and bass tone is a little different here. It's hard to really pinpoint what it is. Is it sharper, more precise? Honestly I'm not sure. But when the music gets faster it's clear that the band is closer to fuzzy psychedelic rock than similar groups.
There are particular corners in the internet where this band and album are hyped to no end, calling this the album of the year already and even putting it on one the same level with the likes of Sunn O))). (You guys know who you are!)
Well, I can fully understand the enthusiasm, I think that goes a little too far. Sunn O))) are operating in a whole other universe of crushing bodily experience. And I also think that Bong are a larger, fuller and deeper beast.
That being said Father Sky Mother Earth are really not that far from the latter. In some aspects they are even ahead of Bong. Their slow intesifications might already have more layers. And coming from the circumstance of playing to pre-recorded rhythms live, their compositions seem to be more planned and detailed. Now, if that is rather a strength or a weakness in comparison of course stands to debate.
If this was a competion I would still see the UK in the lead before Northern Germany. Luckily it isn't.
However, this is some impressive, cathartic, monumental drone doom, which every friend of loud, hypnotic and lulling music should check out.
Es ist soweit! Ein halbes Jahr nach der sensationellen Vorab-Single "Pora Sotunda" wird es Zeit, das erste komplette Albumd seit Jahrzehnten meines Jetzt-schon-Lieblingsfrauenchors aus Bulgarien zu besprechen!
Es ist zwar schlechter Stil, aber es ist Sonntag und ich habe keine Lust mich unnötig zu wiederholen. Deswegen bitte ich darum, für mehr Einsichten dazu zum Hintergrund von The Mystery Of The Bulgarian Voices das gerade verlinkte Review zu lesen bzw. das Video am Ende dieses Textes anzuschauen. Danke!
THE MYSTERY OF THE BULGARIAN VOICES featuring LISA GERRARD - BooCheeMish (LP) (2018)
Und jetzt komme ich gleich zur Musik: Begleitet von einem meistens überschaubaren, aber sehr effektiv eingesetzten, weltmusikalischen Instrumentarium, zu dem sich hier und da auch kleine Überraschungen wie eine Beat Box gesellen können, beeindruckt der Chor in zwölf Stücken, die traditionelle bulgarische Texte und Melodien mit arabischen und modernen Einflüssen verbinden.
Ob die Damen dabei unisono oder im Kanon zu schnellen Polyrhythmen harmonieren oder der Chor eine breite, orchestrale Ebene bereitet, über denen die Stimmen von in den meisten Tracks ein oder zwei Solistinnen schweben; alle Gesangsarrangements haben gemeinsam, dass sie absolut nicht von dieser Welt sind. Dies ist eskapistische Gourmetkost, die ich mit nichts anderem, was ich je gehört habe, treffend vergleichen kann.
Außer natürlich - und insbesondere die langsamen Stücke - mit Dead Can Dance, bzw. allen Projekten, an denen die extrem von diesem Chor beeinflusste Lisa Gerrard beteiligt ist.
Und eben jene Sängerin ist als Gast auf vier Songs vertreten. Dabei erscheint sie hier zumeist wie eine Stimme unter vielen, was nicht ansatzweise als Negativkritik zu verstehen ist, sondern einfach nur die atemberaubende Klasse aller Darbietungen aufzeigt. Ich habe Gerrard zugegebenerweise auch nicht immer sofort richtig erkannt. Zwar punkten alle Solosängerinnen mit individuellen Performances, doch besonders die neben ihr am häufigsten herausgestellte Gergana Dimitrova hat dann doch eine Stimmfarbe, die man schon mal verwechseln kann.
Lisa Gerrard bleibt es jedoch auf einem Album, welches vor Gesangskunst geradezu überquillt, vorbehalten, mit sehr tiefer Stimme in "Mani Yanni" den Höhepunkt zu setzen.
Wenn man sich denn traut, sich hier überhaupt einen Höhepunkt herauszufischen. Zu viele spannende Dinge passieren auf "BooCheeMish". Manchmal sind dies auch komische Sachen, die einen zunächst mal die Nase rümpfen lassen, wie das fast schon albern beginnende "Tropanitsa". Gerade dieser Song durchlebt dann aber dramatische Wendungen, die ihn fast zu so etwas wie dem Mr. Bungle-Moment des Albums machen.
Ein bemerkenswerter Augenblick ist auch, wenn sich in der Mitte nach einen A-capella-Intro "Sluntse" als melancholisches Instrumentalstück erweist. Eine willkommene Atempause von all der Vokalakrobatik, die beispielhaft dafür steht, dass hier nicht nur verschiedenene Lieder irgendwie zu einer Kompilation zusammengewürfelt wurden, sondern dass die Spannungskurve des gesamtem Werks sehr durchdacht und gelungen ist.
Wie bei Prophecy Records gewohnt, stellt sich beim Kauf von "BooSheeMish" die schwierige Frage nach der bevorzugten Versionen. Ich persönlich habe mich klassisch für Vinyl entschieden, bereue jedoch bereits ein wenig, dass ich nicht die schönere bulgarische Version mit kyrillischer Schrift genommen habe. Ich könnte dann zwar nicht die Texte mitlesen, aber es ist ja ohnehin nicht so, dass ich auch nur ein einziges Wort verstehen würde.
Das Coverartwork an sich, ein Aquarellgemälde von Costin Chioreanu, für mich ganz klar eine seiner besten Arbeiten bisher, ist aber zum Glück in beiden Varianten identisch.
Andere Varianten sind u.a. noch labeltypische Doppel-CD-Artbook mit umfangreichen Liner Notes, SACD (!), die Luxusbox mit allem inklusive blauem Vinyl... eine Menge Optionen zwischen sechs und sechzig Euro.
Begünstigt durch meine Unlust, die Stücke von der Schallplatte selbst zu digitalisieren, habe ich dann auch noch etwas aufgestockt und mir auf Bandcamp die Downloadvariante der Luxusversion besorgt, welche noch fünf Bonustracks enthält. "Sluntse Milo, Yasno Greiche" hält locker das Niveau der regulären Tracklist. Die weiteren Tracks sind Liveversionen von Albumsongs, auch hier unter Beteiligung von Lisa Gerrard.
Mangels Fachwissen weiß ich nicht, was ich noch weiter über "BooSheeMish" schwafeln soll. Eines ist aber als Fazit ganz klar, nämlich das The Mystery Of The Bulgarian Voices hier ganz eindeutig eines der bewegendsten, besondersten, besten Album des Jahres abgeliefert haben.
Magisch!
Highlights:Mani Yanni, Pora Sotunda, Unison, Sluntse, Ganka