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2020-04-11

DARK SKY BURIAL - De Omnibus Dubitandum Est

"It’s times like these right now in the world
I feel listening back that this album seems like a suitable soundtrack [...]"

Das sagt Shane Embury, Bassist von (muss man das überhaupt erwähnen?) Napalm Death über das Debüt seines Soloprojektes Dark Sky Burial.

Wo der Mann Recht hat, da hat er Recht. Wenn nicht jetzt die ideale Zeit für experimentell soundtrackhafte Ambient/Elektro-Musik ist, wann the fuck dann?


DARK SKY BURIAL - De Omnibus Dubitandum Est (Download) (2020)

Embury hat lange an diesem Werk gearbeitet, und das merkt man auch sehr schnell am Eklektizismus in Stil und Fluidum der satten dreizehn Tracks, die er aus dröhnenden und wabernden Loops, typischen E-Sounds der frühen 1990er Jahre, Samples, Bass und fett triphoppenden oder industrialartig scheppernden Beats zusammengeschmiedet hat.

Ich tue mich in diesem Bereich ja nach wie vor schwer mit Referenzen, also fange ich mal ganz stammbaumlich in der großen Familie der Napalm Death-Alumni an und stelle fest, dass Dark Sky Burial auf jeden Fall mit den vergleichbaren Eskapaden ihrer bekanntermaßen größten Experimentalisten Mick Harris und natürlich Justin K. Broadrick mithalten kann. Ich kenne die Diskographie von JK Flesh zwar nur sehr ausschnittsweise, doch ich habe nicht den Eindruck, dass Broadrick innerhalb eines Albums ähnlich weite Bögen spannt. (Er bringt stattdessen wohl eher drei verschiedene Alben raus.) Einige Ähnlichkeiten zu JK Flesh, aber auch Final und natürlich der ambientorientierten Seite von Godflesh sind aber unzweifelhaft hier und da zu erkennen.

Von dieser Referenz ist es nicht weit zu den Rhythmen von The Bug, auch wenn Embury nicht auf dessen magendrückenden Superbass aus ist. Dafür erreicht er in seinen eskapistischsten Momenten mit Chören und Synthies bisweilen eine geradezu laibachsche Grandiosität.

Embury fühlt sich Horrorsoundtrackmeistern wie Goblin, Argento, Lynch und Gruppen wie Coil, Mogwai und Godspeed You! Black Emperor verbunden. Aus meiner persönlichen Hörerfahrung kann ich u.a. noch Verbindungen zu Wife, Archive oder auch ein bisschen dem Experimentalmodus des neulich reviewten letzten Liserstille-Albums aufbauen.
Die Ambient-Werke des El Paraiso-Labels hingegen taugen nur in wenigen Momenten als Vergleich, sind sie insgesamt dafür doch zu analog und krautig.

Eines sollte auf jeden Fall nun ersichtlich sein: Man kann sich jede Menge mögliche und unmögliche Inspirationen und punktuell ähnlich klingende Künstler aus der Nase ziehen, um Dark Sky Burial zu beschreiben, einfach deswegen, weil auf "De Omnibus Dubitandum Est" ("All das ist fraglich") derartig viele unterschiedliche Ideen brodeln.

Quantität schlägt allerdings nicht Qualität. Diese Ideen sind tatsächlich auch alle wirklich sehr gut. Ich kann hier nur feststellen, dass Embury mit seinem Therapieprojekt ganz großartig abgeliefert hat.

Ein eindringlicher Soundtrack für unsere fremde neue Welt, doch mit Sicherheit auch für die Zeit danach.  




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